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    Auch in diesem Jahr fanden am 28. und 29. September 2023 unsere seit 2005 veranstalteten ‚Bayreuther Gespräche‘ zum Todestag Wilhelm Leuschners zum achtzehnten Mal statt. Im Mittelpunkt der Veranstaltungen standen Gespräche mit Zeitzeugen und Verantwortungsträgern in der Erinnerungskultur in der Region Oberfranken und in Bayern.

    Zeitzeugengespräche:

    Für Schulgruppen boten wir am 28.9.23 zwischen 11 und 14 Uhr im Leuschner-Zentrum Zeitzeugengespräche mit dem Shoah-Überlebenden Ernst Grube an. Er war im KZ Theresienstadt als 12jähriger interniert und wurde am 8. Mai 1945 von den sowjetischen Truppen befreit. Seit dem 18. Juli 2006 war er immer wieder zu Gesprächen über die Gräuel des NS-Terrors mit Schulklassen im Rahmen unserer Bildungsarbeit in der Leuschner-Gedenkstätte in Bayreuth. Grube ist Präsident der Lagergemeinschaft Dachau und Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung bayerischer Gedenkstätten. Erst kürzlich wurde ihm für seinen Einsatz in der Erinnerungskultur das Bundesverdienstkreuz verliehen. Am 10. Juli 2023 ist er Ehrenbürger der Stadt München geworden. Anlässlich seines 90. Geburtstages ist über ihn eine Biographie des Münchner NS-Dokumentationszentrums erschienen (Matthias Bar u.a. ‚Aus der Erinnerung für die Gegenwart leben. Geschichte und Wirkung des Shoah-Überlebenden Ernst Grube‘, Wallstein-Verlag Göttingen 2022, ISBN 978-3-8353-5258-2, 255 S., 26€).

    Die insgesamt 65 Schülerinnen und Schüler der Berufsoberschule und des Gymnasiums Christian Ernestinum in Bayreuth konnten im direkten Gespräch mit Ernst Grube seine Erfahrungen im Holocaust kennenlernen und nach seinen Schlussfolgerungen für das Handeln der jungen Generation fragen. Er stellte fest, dass es keine Schuld der heutigen Jugend gegenüber den NS-Verbrechen gäbe, aber die Verantwortung gegenüber der Geschichte unseres Volkes. Der Widerstand gegen demokratiefeindliche Kräfte in der heutigen Zeit als Lehre aus dem Holocaust sei auch Verpflichtung für das Handeln der heutigen Generation.

    Ernst Grube am 28.8.23 im Leuschner-Zentrum Bayreuth

    20 Jahre Leuschner-Gedenkstätte

    In Zusammenarbeit mit dem Historischen Museum Bayreuth bot die Museumspädagogin Heike Schulte anlässlich des zwanzigsten Jahrestages der Eröffnung der Gedenkstätte im Leuschner-Geburtshaus Moritzhöfen 25, am 28. September 2003, in der Leuschner-Gedenkstätte zusätzlich Führungen an. Die Schülergruppen konnten sich dort mit dem Widerstand gegen das NS-Regime vertraut machen. Beide Schulgruppen machten zusätzlich zu dem Zeitzeugengesprächen im Leuschner-Zentrum von dieser Möglichkeit in der Gedenkstätte Gebrauch.

                        

    Die Leuschner-Gedenkstätte  wurde am 28.9.2003 eröffnet   Programm zum 20jährigen Gründungsjubiläum

                                                                                

    30 Jahre Förderverein

    Am Abend des 28. September 2023 fand um 18 Uhr im Leuschner-Zentrum die öffentliche Veranstaltung des Fördervereins Leuschner-Zentrum e.V. zu seinem dreißigjährigen Bestehen statt. Mit Texten, Bildern und Musik wurden dreißig Jahre Arbeit zur Erinnerungskultur mit bürgerschaftlichem Einsatz in der Stadt Bayreuth erinnert. Die wiedergewählte Vorsitzende Regine Bayer stellte die Aktivitäten des Vereins in den vergangenen drei Jahren vor und gab einen Überblick über die Finanzen. Im Anschluss gab Wolfgang Hasibether von der Leuschner-Stiftung einen Überblick über drei Jahrzehnte Vereinsgeschichte. Den ausführlichen Bericht gibt es unter: www.fv-leuschnerzentrum.de

    Bilder und Texte zur Vereinsgeschichte  Die Gruppe 'Volxxmusik'  Vorsitzende Regine Bayer beim Rechenschaftsbericht

              

    Stiftungsratssitzung in der 5. Wahlperiode

    Am Nachmittag des 29.9.2023 fand die erste Stiftungsratssitzung in der fünften Wahlperiode statt. Stiftungsrat und Kuratorium nahmen den Geschäftsbericht des Vorsitzenden Wolfgang Hasibether zur Kenntnis und beschlossen das Budget für 2024. Der Vorsitzende blickte auf 21 Jahre Leuschner-Stiftung in seinem Bericht zurück. Gegründet wurde die Stiftung am 5. April 2002 und bezog am 1. Juli 2002 ihre Büros im Dachgeschoss des Leuschner-Geburtshauses und erstellte die Inhalte der Ausstellung in der Gedenkstätte im Erdgeschoss, die pünktlich zur Eröffnung am 28.9.2003 fertig waren. Seitdem waren in zwei Jahrzehnten rd. 25.000 Besucher bei Führungen und Seminaren in der Leuschner-Gedenkstätte. Mit rund 2,3 Mio Euro Gesamtbudget wurde in diesen Jahren ein umfangreiches Programm finanziert. Die öffentliche Hand, Oberfrankenstiftung, Wissenschafts- und Kultusministerium Bayern und Stadt Bayreuth bezuschussten ein Viertel des Etats. Der Rest kam von Spenden und Förderungen der Hans-Böckler-Stiftung, sowie von 'Demokratie leben' und den Stifterfamilien, die ein Viertel des Etats finanzierten. Bis heute erhält die Stiftung keine öffentliche Grundförderung für ihr Budget. Trotz öffentlicher Ankündigungen der Politik, wie wichtig die Erinnerungskultur durch bürgerschaftliches Engagement sei, fließt die öffentliche Förderung fast ausschließlich in Großprojekte. 

    Im Ausblick auf das Jahr 2024 teilte der Vorsitzende mit, dass die 19. Bayreuther Gespräche 2024 ganz im Focus des 80. Todestag Leuschners stehen werden. Die Biographie Leuschners, die er anhand des Archivs der Stiftung erstellt, soll dabei vorgestellt werden und das Leuschner-Stück 'Vermessung der Demokratie' wieder für Schulen in der Region aufgeführt werden.

    Diskussion zum NS-Dokumentationszentrum Bayreuth

    Die vierte und letzte Veranstaltung der zweitägigen 18. Bayreuther Gespräche fand am Freitagabend, den 29.9.2023 um 18 Uhr die öffentliche Diskussion mit Museumsleiter Dr. Sven Friedrich vom Richard-Wagner-Museum und dem Bayreuther berufsmäßigen Stadtrat, Kulturreferent Benedikt Stegmayer, zur Entwicklung des geplanten NS-Dokumentationszentrums Bayreuth statt. Besonders spannend ist diese Entwicklung, nachdem wir schon bei den 13. Bayreuther Gesprächen am 29.9.2017 dieses NS-Dokumentationszentrum zur zukünftigen Einbindung der Leuschner-Gedenkstätte und deren dauerhafte Sicherung gefordert hatten.

    In seiner Einführung betonte Wolfgang Hasibether, dass die Stiftung bei den Bayreuther Gesprächen 2017 bereits ein solches NS-Dokumentationszentrum gefordert habe und umso erfreulicher sei es, dass der Kulturausschuss der Stadt Bayreuth im Frühjahr 2020 einstimmig den Beschluss zur Errichtung des Zentrums gefasst habe.

    Kulturreferent Stegmayer betonte, dass er für die Beschaffung der finanziellen Mittel zuständig sei und bisher schon Zusagen öffentlicher Zuschussgeber vorliegen, die für die Sanierung der vorgesehenen Bauten eingesetzt werden können. Ein langer Weg liege nun vor der Stadt, bis das Vorhaben umgesetzt werden könne.

    Angesichts der historischen Vergangenheit Bayreuths sei dies aber ein bedeutender Schritt zur Auseinandersetzung mit menschenfeindlichen Ideologien. Sven Friedrich betonte, die Kenntnis der historischen Vergangenheit für die Gegenwart zu vermitteln, sei die Voraussetzung für die Bewältigung der Zukunft. Ein Vorhaben in der heutigen Zeit, ist wichtiger denn je.

    Gespannte Aufmerksamkeit des Publikums war den Referenten bei den Bayreuther Gesprächen gewiss.

     

    v.r.n.l. Dr. Sven Friedrich, Benedikt Stegmayer, Wolfgang Hasibether

    Für die Leuschner-Stiftung erklärte der Vorsitzende, dass die Stiftung die Stadt Bayreuth in jeder Hinsicht beim Gelingen des Vorhabens unterstützen und bei der Einbeziehung des Widerstands gegen das NS-Regime ihr Wissen und materielle Möglichkeiten einbringen werde.

    © Bild und Text: Wilhelm Leuschner Stiftung, Wolfgang Hasibether

     

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