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Am 29. September 2017 fanden im Wilhelm-Leuschner-Zentrum die 13. Bayreuther Gespräche statt. Wie in den letzten 12 Jahren waren auch diesmal wieder die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, der Förderverein Leuschner-Zentrum und der DGB Oberfranken Mitveranstalter. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung lud dieses Jahr zur offenen Diskussion zum Thema Erinnerungskultur in der Region ein. Hierzu waren vier Referent_innen eingeladen, die den über 40 Gästen ihre eigenen Erfahrungen zum Thema Erinnern im Landkreis Bayreuth bzw. in ganz Oberfranken schildern konnten.

 

Lisa Hain, angehende Gymnasiallehrerin aus Kulmbach, erläuterte ihre Erfahrungen zur Erinnerungskultur der Flossenbürger KZ-Außenlager in Oberfranken. Sie hatte darüber ihre Zulassungsarbeit geschrieben. Bei ihren Recherchen vor Ort, zum Beispiel in Hof-Moschendorf aber auch an anderen Orten, stellte sie fest, dass von vielen Einwohnern und politisch Verantwortlichen die Erinnerungskultur insbesondere zur NS-Zeit auch heute noch verdrängt wird.
Peter Engelbrecht, Redakteur beim Nordbayerischen Kurier, zeigte am Beispiel seiner Heimatstadt Creußen wie wenig auch hier bislang getan wird, um die Erinnerung an die Schrecken des NS-Regimes und dabei besonders der Umgang mit den damaligen Zwangsarbeitern wachzuhalten. Er regte an, dass die Behandlung dieses Themas vermehrt in den Schulen im Landkreis aufgegriffen wird.
Martina Ruppert, Leiterin des Historischen Museums in Bayreuth, will sich in ihrer zukünftigen Arbeit verstärkt um die Stadtgeschichte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kümmern. Aufgrund des Platzmangels in den Stadtgeschichtlichen Sammlungen konnte bisher zu wenig über diesen Zeitraum ausgestellt werden. Sie sprach sich dafür aus, auch außerhalb der Räume des Museums Platz für neue Exponate zu schaffen. Besonders die im städtischen Besitz befindlichen Modelle des NS-Gauforums sollten dabei im Mittelpunkt stehen.
Die Publizistin Karla Fohrbeck beklagte sich vor allem über das geringe Geschichtswissen und Interesse der Jugend. Auch Geschichtsepochen, die nicht lange zurück liegen, seien kaum im Gedächtnis der jungen Menschen verankert. Sie beschrieb außerdem, dass wichtige Ziele auch lange brauchen bis sie tatsächlich umgesetzt werden. In diesem Zusammenhang sprach sie sich auch für ein dezentrales NS-Dokumentationszentrum aus.
Und genau hier setzte dann auch die allgemeine Diskussion an. Stiftungsratsvorsitzender Wolfgang Hasibether stellte die Überlegung nach einem Dokumentationszentrum für Bayreuth in den Raum. Diskutiert wurde hierbei, dass es dezentral sein sollte und in ihm auf bestimmte schon vorhandene Erinnerungsorte hingewiesen werden sollte. Wichtig seien hier vor allem die Auseinandersetzung mit der Wagner-Familie und Hitler, die diesen bereits 1923 Tür und Tor öffneten, aber natürlich auch die Gegner des NS-Regimes, zum Beispiel Friedrich Puchta, Oswald Merz und andere, die dafür auch ihr Leben lassen mussten. Integraler Bestandteil sollte dabei auch die Leuschner-Gedenkstätte und das Leuschner-Zentrum werden. Ebenfalls könnte in dieser dezentralen Einrichtung auch der Platz für das Stadtarchiv entstehen, ebenso wie auch für das oben erwähnte NS-Gauforum. Die Diskussion wurde von Beate Michl, Mitarbeiterin der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, moderiert. Sie unterstützte die Idee des dezentralen NS-Dokumentationszentrums ebenfalls und betonte dessen Notwendigkeit für die Erinnerungskultur.
Auch zahlreiche junge Erwachsene waren zu Gast im Leuschner-Zentrum. Diese brachten zum Ausdruck, dass ihre Arbeit, die sie in der Erinnerungsarbeit und dem Kampf für die Demokratie leisten würden, nicht sonderlich anerkannt werde. Einige der jungen Lehrer_innen schlugen Kooperationen mit schon bestehenden Einrichtungen vor, mit denen zum Beispiel P-Seminare durchgeführt werden könnten, um die Erinnerungsarbeit weiter voran zu treiben.
Insgesamt war die Stimmung vorwiegend positiv für ein Dokumentationszentrum, da in einem solchen die Möglichkeiten der Erinnerungsarbeit sehr vielseitig sind und dies nicht allein aus Stadtgeldern finanziert werden müsse, sondern auch Mittel von Bund und Land dafür eingesetzt werden können.

Den Veranstaltungsflyer können Sie hier downloaden!

 

 

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