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Am 23. Juli organisierte die Wilhelm-Leuschner-Stiftung in Kooperation mit der Evangelischen Jugend Bayreuth ein Zeitzeugengespräch in der Mittelschule Bayreuth-Altstadt. Das Gespräch war Teil des diesjährigen Zeitzeugenprojekts der Stiftung im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“. Die beiden achten Klassen der Schule nahmen an dem Gespräch teil, nachdem sie in den letzten Monaten bereits die Projekttage der Stiftung im Rahmen von „Leichter lernen mit Leuschner“ besucht hatten und das Stationenspiel „Zeitreise“ zur Reichspogromnacht in Bayreuth absolviert hatten. Als Zeitzeuge erschien Herr Marcel Durnez (*1926) mit seinem Sohn Yves, seiner Frau und seinen beiden Enkelinnen. Der Belgier war zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern Gilbert und Daniel 1943 vor der Einberufung zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich nach Frankreich geflohen. Dort hielten sich die drei Brüder auf Bauernhöfen versteckt und arbeiteten in der Landwirtschaft. Nachdem sie von einem der Bauern an die Gestapo verraten worden waren, kamen sie über französische Gefängnisse und das Lager Compiègne bei Paris schließlich in das KZ Auschwitz. Hier wurde Herrn Durnez auch eine Häftlingsnummer eintätowiert, die er den SchülerInnen zeigte. Von Auschwitz aus wurden die Brüder weiter in das KZ Buchenwald und schließlich nach Flossenbürg deportiert. Nachdem sie zunächst in der Messerschmidt-Fabrikation eingesetzt wurden, mussten sie später auch die gefürchteten Arbeitseinsätze im Steinbruch mitmachen. Diese kosteten Marcels beiden Brüdern das Leben. Er als jüngster Bruder wurde im April 1945 von Flossenbürg aus auf den Todesmarsch geschickt. Mit viel Glück überlebte er diesen und kehrte, völlig abgemagert und am Ende seiner Kraft, Ende Mai 1945 nach Belgien zurück. Heute reist Marcel jedes Jahr zum Überlebendentreffen nach Flossenbürg und wird dabei von seiner Familie begleitet. Sein Sohn Yves, der die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben hat, übernahm in Bayreuth den großen Teil der Erzählung. Für die beiden achten Klassen bedeutete diese Begegnung mit einem Zeitzeugen und seiner Familie einen außergewöhnlichen Zugang zum sonst doch eher abstrakten Schulstoff zur Verfolgung und zum KZ-System im Nationalsozialismus. 

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