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Wilhelm-Leuschner-Stiftung übernimmt externe Koordinierung des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“

Ab dem Jahr 2012 übernimmt die Wilhelm-Leuschner-Stiftung die Aufgaben der externen Koordinierung des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ in Bayreuth. Ziel des Bundesprogramms ist die Prävention von Rechtsextremismus und die Stärkung demokratischer Strukturen sowie die Förderung von auf interkulturelle Verständigung ausgerichteten Initiativen auf lokaler Ebene. Hierzu stellt der Bund finanzielle Mittel zur Förderung lokaler Projekte mit diesen Zielsetzungen bereit. Die Zuständigkeit für die Mittel aus dem Bundesprogramm liegt in Bayreuth beim Amt für Integration. Wie auch in anderen Städten, die in das Bundesprogramm aufgenommen wurden, wird auch in Bayreuth zudem eine externe Koordinierungsstelle benannt. Diese soll die Projektträger, welchen für das Jahr 2012 Mittel bewilligt werden, untereinander vernetzen und sie dabei unterstützen, die Projekte passgenau für das Profil des Bundesprogramms zuzuschneiden. Aufgrund der inzwischen über 10-jährigen Erfahrung der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Bereich der Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus wurde der Stiftung nun für das Jahr 2012 diese externe Koordinierung übertragen. 

Zu Beginn des Jahres 2012 gab es internationalen Besuch in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte. Am 31. Januar besuchte eine Gruppe von Doktoranden, die an der Bayreuth International Graduate School of African Studies („BIGSAS“) an ihren Promotionsprojekten arbeiten, die Gedenkstätte und erhielt eine englischsprachige Führung durch die Wilhelm-Leuschner-Stiftung. Die Doktoranden, die aus verschiedenen afrikanischen Ländern und aus Deutschland stammen, hatten zum großen Teil noch keine Kenntnisse über den deutschen Widerstand, sie waren jedoch informiert darüber, dass Bayreuth ein bevorzugter Aufenthaltsort Adolf Hitlers war. Im Rahmen der Führung erfuhren sie nun, dass es in Deutschland auch vielfältigen Widerstand gegen das NS-Regime gegeben hatte, in dem die Arbeiterbewegung und Wilhelm Leuschner eine Schlüsselposition einnahmen. Die Gruppe war besonders beeindruckt von dem Lebensweg Wilhelm Leuschners, der ihn aus einfachen Verhältnissen ohne Bildungschancen bis ins Amt des hessischen Innenministers führte und, wäre das Attentat vom 20. Juli 1944 geglückt, noch ins Amt des deutschen Vizekanzlers geführt hätte. Ihr Bild von Bayreuth in der NS-Zeit war nun um einen positiven Aspekt ergänzt worden. Der Kontakt zwischen der BIGSAS und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung besteht bereits seit dem Jahr 2011 und soll in diesem Jahr noch durch weitere Veranstaltungen intensiviert werden.

Liebe Freunde und Unterstützer der Wilhelm-Leuschner-Stiftung, liebe Lehrer und Besucher unserer Veranstaltungen,

wir bedanken uns für Ihre/Eure Unterstützung in diesem arbeitsintensiven Jahr 2011.

Durch Ihr/Euer Interesse an unserer Arbeit kamen in diesem Jahr zahlreiche Projekttage mit Schulklassen, Führungen durch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte und Bildungsveranstaltungen zustande. Jeder einzelne Projekttag und jede Veranstaltung, all die positiven Reaktionen und nicht zuletzt die zahlreichen Neueintritte in den Förderverein Leuschner-Haus haben uns gezeigt, was unsere Arbeit für mehr Demokratie und Toleranz in unserer Gesellschaft tatsächlich wert ist, auch wenn uns die finanzielle Entlohnung dafür bisher zum großen Teil versagt wird. Schon allein deshalb werden wir unsere Arbeit auch im kommenden Jahr 2012 unbeirrt fortsetzen, in der Hoffnung, doch noch hier im Leuschner-Geburtshaus bleiben zu können.

Ende Januar 2012 wird auf dieser Seite der Geschäftsbericht für das Jahr 2011 unter „Geschäftsberichte“ zu finden sein.

Wir wünschen Ihnen/Euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2012!
Wolfgang Hasibether, Silvia Herrmann und Christian Bölke

Nach fast einem Jahr intensiver Vorarbeit war es nun am 15. Dezember soweit: Die erste Kindergruppe wurde von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte begrüßt. Eine sechste Klasse des Gymnasiums Christian-Ernestinum machte den ersten „Ausflug in die Vergangenheit“, genauer gesagt in die Kindheit Wilhelm Leuschners in Bayreuth um das Jahr 1900.
Wie lebten Familien um die vorletzte Jahrhundertwende? Und wie insbesondere die Familie Leuschner als typische Bayreuther Arbeiterfamilie? Nach einer Erkundung der Räume der Gedenkstätte erfuhren die Kinder zunächst Genaueres über die Lebensumstände von Familien aus den verschiedenen Klassen der damaligen Gesellschaft. In Gruppen wurde erarbeitet, welche Familienmitglieder arbeiteten, was typische Berufe waren und welche Wohnformen es im Kaiserreich gab. Mit diesem Vorwissen durften die Kinder im Anschluss anhand von Bildern und Gegenständen aus dem Archiv der Wilhelm-Leuschner-Stiftung die Kindheit Wilhelm Leuschners erforschen. Dabei entdeckten die Kinder überraschende Details der Lokalgeschichte und der Lebensumstände in Bayreuth um das Jahr 1900. Wilhelm Leuschner, von dem die Kinder bereits wussten, dass er „gegen Hitler war“, wurde nun zu einer greifbaren Person, die eng mit der Geschichte ihrer Heimatstadt verbunden ist. 
Der erfolgreiche Pilotprojekttag hat gezeigt, dass die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte auch als Lernort für Kinder geeignet ist. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung arbeitet bereits am Ausbau des Angebots für Kindergruppen, das neben der Kindheit im Kaiserreich in Zukunft auch weitere Lebensabschnitte Wilhelm Leuschners umfassen soll.

Offener Brief zum Artikel „Gedenkstätte bleibt im Leuschner-Haus“, NBK vom 14.12.2011

Sehr geehrter Herr Dr. Hohl,

auf den ersten Blick klingt es wie eine Freudenbotschaft kurz vor Weihnachten: die Gedenkstätte bleibt im Leuschner-Haus, weil die Stadt das Mietverhältnis bis Ende 2016 bzw. 2021 gesichert habe. Sie werden mit den Worten zitiert, die Stadt sei sich der herausragenden Bedeutung Leuschners bewusst. Der neue Mietvertrag gewährleiste, dass auch weiterhin in seinem Geburtshaus der politischen Lebensleistung gedacht werden könne.

Leider ist damit wenig bis nichts gewonnen.

Gedenken bedeutet an jemand denken, um ihm/ihr begegnen zu können. Welche Möglichkeiten bietet die Gedenkstätte, um Wilhelm Leuschner und seiner Lebensleistung begegnen zu können?

Sie ist der unverzichtbare historische Ort seiner Bayreuther Kindheit und Jugend. Darüber hinaus kann man sich in vier Ausstellungsräumen mit einem biographischen Dokumentarfilm und Dokumenten aus dem Leben Wilhelm Leuschners auseinandersetzen, die aus dem Besitz der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zur Verfügung gestellt wurden.

Diese Ausstellung wurde maßgeblich von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung konzipiert und eingerichtet und nicht von der Stadt Bayreuth im Alleingang.

Im Jahr 2011 setzten sich über 3000, meist junge Menschen mit der Beispiel gebenden und Mut machenden Biographie Wilhelm Leuschners im Rahmen von über 120 pädagogischen Veranstaltungen der Stiftung auseinander. Maßgeschneiderte Angebote gibt es für alle Bildungseinrichtungen – von der Grundschule bis zur Universität. Führungen finden statt in mehreren Sprachen bis hin zur Gebärdensprache. Interessierte „Laufkundschaft“, die sich außerhalb solcher Veranstaltungen für Leuschner interessiert, gibt es vergleichsweise wenig. Lehrer, Leiter von Jugendgruppen und Teilnehmer der angebotenen Seminare und Zeitzeugengespräche äußern sich ausnahmslos positiv zum pädagogisch-didaktischen Angebot.

Grundlage jeder verantworteten pädagogischen Arbeit ist die wissenschaftliche Erforschung der Biographie Wilhelm Leuschners und die darauf fußende Entwicklung der didaktischen Konzepte. Auch diese Grundlagenarbeit erbringt und kann nur die Wilhelm-Leuschner-Stiftung erbringen.
Zeitzeugengespräche mit Überlebenden der nationalsozialistischen Massenvernichtung werden von der Stiftung nicht nur organisiert, sondern auch dokumentiert.

Ein jährliches Highlight gerade für die Städtepartnerschaften Bayreuths, stellen die von der Stiftung veranstalteten „Bayreuther Gespräche“ zur europäischen Erinnerungskultur dar. Mit ihren im Rahmen dieser Arbeit entstandenen Kontakten findet die Person Leuschners und gleichzeitig auch die sonst in düsterem historischem Kontext wahrgenommene Stadt Bayreuth international positive Beachtung.

Kurz zusammen gefasst: Gedenken, Begegnung und Lernprozess historischer und demokratischer Erziehungsarbeit sowie das hohe Niveau des Angebots im Rahmen der Gedenkstätte werden einzig und allein durch die seit zehn Jahren kontinuierliche Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung garantiert.

Dieses unverzichtbare Bayreuther Angebot für den Erhalt der demokratischen Zivilgesellschaft ist existentiell dramatisch bedroht. Man bedenke, dass die Räume der Gedenkstätte ohne die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im besten Fall den Wert einer kaum beachteten Gedenktafel besitzen. Für dieses reiche pädagogische Angebot zahlt die Stadt Bayreuth jährlich einen Zuschuss von bisher maximal 4500 Euro. Die Stiftung wird gleichgesetzt mit anderen kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen, die jedoch zum großen Teil im Gegensatz zur Stiftung über eine Grundfinanzierung verfügen.

Somit ist die vermeintliche Frohbotschaft von der Verlängerung des – völlig überteuerten – Mietvertrags mit einem privaten Vermieter in Wirklichkeit leider keine. Der – ebenfalls völlig überteuerte – Mietvertrag für die Räume der Wilhelm-Leuschner-Stiftung läuft dessen ungeachtet zum 30.06.2012 aus.

Das bedeutet nicht nur eine massive Gefährdung des Leuschner-Archivs, sondern wohl auch das endgültige Aus für die pädagogische Arbeit der Leuschner-Stiftung in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.

Sehr geehrter Herr Dr. Hohl, Sie blieben uns bis jetzt eine Antwort schuldig, was die Stadt zur Erhaltung einer lokal, national und international anerkannten Gedenkstättenarbeit, die diesen Namen auch verdient, zu tun gedenkt.

Die Vorsitzenden des Fördervereins Leuschner-Haus

Peter Weintritt und Janna Münch

Anlässlich ihres offiziellen Besuchs der Stadt Bayreuth vom 1. bis zum 4. Dezember 2011, besuchte am Samstagabend eine Delegation der Bayreuther Partnerstadt La Spezia die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.Delegation aus Italien
Der Besuch diente zur Vertiefung und zum Ausbau der bereits bestehenden Kontakte nach La Spezia, welche die Wilhelm-Leuschner-Stiftung seit dem Jahr 2010 pflegt. Neben dem Referenten für Tourismus der Stadt La Spezia, Herr Salvatore Avena, waren auch Frau Chiara Cozzani, die Präsidentin der Deutsch-Italienischen-Gesellschaft in La Spezia, und Fabrizio Dellepiane, Rechtsdirektor der Stadt La Spezia, Teil der Delegation. Frau Cozzani und Herr Dellepiane standen unserer Multiplikatorengruppe bei ihrem Besuch in La Spezia im vergangenen August mit Rat und Tat zur Seite, und Herr Dellepiane war auch Gast bei den 7. Bayreuther Gesprächen Ende September diesen Jahres. Ebenfalls Teil der Delegation war Frau Silvia Segalla Taruffi, die Lehrerin an der Schule „Fossati Da Passano“ in La Spezia ist. Frau Segalla Taruffi plant im kommenden Jahr mit einer Schulklasse Bayreuth zu besuchen und möchte dabei auch gerne das pädagogische Angebot der Stiftung für ihre Klasse nutzen. Nach der Führung der Delegation durch die Gedenkstätte konnten somit auch Vereinbarungen für die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen der Stadt La Spezia und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Jahr 2012 getroffen werden. So ist auch ein Beitrag des Forschungszentrums zum italienischen Widerstand, dem in La Spezia ansässigen „Istituto spezzino per la storia della Resistenza e dell’Età Contemporanea“, zu den 8. Bayreuther Gesprächen im Jahr 2012 geplant.
Zum Abschluss trug sich die Delegation in das Besucherbuch der Gedenkstätte ein, wobei Fabrizio Dellepiane erneut die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung würdigte und zusammen mit Salvatore Avena im Namen der gesamten Delegation ein Geschenk an Wolfgang Hasibether überreichte.

Am 28. November nahm sich die Wilhelm-Leuschner-Stiftung den 70. Jahrestag der ersten Deportation der jüdischen Bayreuther (27.11.1941) zum Anlass, Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule über die damaligen Ereignisse in ihrer Heimatstadt aufzuklären. Dies geschah im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs im Informatikraum der Schule, bei dem gleich zwei Zeitzeugen zugegen waren.
Frau Hanneliese Wandersmann aus Bayreuth und Herr Ernst Grube aus München gaben den Jugendlichen einen Einblick in ihre Erlebnisse als Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Frau Wandersmann (*1928) berichtete, dass sie als Kind Zeitzeugengesprächjüdischer Eltern an jenem 27. November 1941 zusammen mit ihrer Familie von Bayreuth nach Riga deportiert worden war und was sie im Rigaer Ghetto und in verschiedenen Lagern erleiden musste. Herr Grube (*1932) erzählte den Jugendlichen von seiner Kindheit als Kind einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters in München. Nur die Tatsache, dass der Vater sich nicht zu einer Scheidung zwingen ließ, bewahrte die Familie bis Februar 1945 vor der Deportation. Doch dann wurden auch Ernst Grube, seine Mutter und weitere Familienmitglieder in das Lager Theresienstadt verschleppt. Vom Hunger in den Lagern, der Kälte und der ständigen Todesangst berichteten die beiden Zeitzeugen. Zugleich riefen sie ihr junges Publikum dazu auf, selbst wachsam gegen Ausgrenzung in ihrem Umfeld zu sein und sich gegen rechtes Gedankengut zu wehren und offen auszusprechen. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sichtlich beeindruckt von den Erlebnissen der beiden Zeitzeugen und stellten zahlreiche Fragen.
Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung hat das Gespräch mit den beiden Zeitzeugen aufgezeichnet. Ermöglicht wurde diese Aufzeichnung und die Durchführung des Gesprächs durch die Förderung aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern und Kompetenz stärken“.

Im Oktober 1941 begannen die Nationalsozialisten mit der Massendeportation jüdischer Mitbürger aus Deutschland. Am 27. November 1941 wurden auch 60 Einwohner Bayreuths aufgrund ihres jüdischen Glaubens aus ihrer Heimatstadt verschleppt und in Lager nach Osteuropa gebracht. Elf weitere Menschen aus Bayreuth folgten ihnen aus demselben Grund am 12. Januar 1942. Nur eine Handvoll von ihnen kehrte lebend zurück.
Sieben Jahrzehnte trennen uns heute von diesen Ereignissen. Noch aber gibt es einige wenige Zeitzeugen, die davon berichten können. Gerade für junge Menschen, für die diese Zeit bereits in ferner Vergangenheit liegt, bietet die Begegnung mit diesen Zeitzeugen die einzigartige Chance, eine lebendige Verbindung zum Schicksal der jüdischen Mitbürger in Deutschland zwischen 1933 und 1945 herzustellen.
Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung nimmt deshalb den Jahrestag der ersten Deportation der Bayreuther Juden zum Anlass, Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu geben, vom Schicksal der jüdischen Mitbürger aus ihrer Stadt zu erfahren. Als Einstieg wird der Bericht von Hanneliese Wandersmann, der letzten Holocaustüberlebenden aus Bayreuth, als Video gezeigt werden. Frau Wandersmann wird bei dieser Vorführung zugegen sein. Im Anschluss daran wird Ernst Grube, der als Kind von München nach Theresienstadt verschleppt wurde und das Lager überlebte, über seine persönliche Erfahrung der Ausgrenzung als jüdisches Kind und schließlich der Deportation berichten. Danach besteht für die Jugendlichen Gelegenheit, selbst Fragen an ihn und Frau Wandersmann zu richten.
Die Veranstaltung findet am Montag, 28.11.2011, ab 14 Uhr im Informatikraum der Albert-Schweitzer-Schule statt. Kooperationspartner ist Arbeit und Leben Bayern.

Fast untergegangen ist die Bedeutung führender Gewerkschafter im Widerstand gegen die Nazidiktatur. Eine bedeutende Rolle zusammen mit Graf Stauffenberg und Carl Gördeler spielte Wilhelm Leuschner. In Bayreuth geboren und aufgewachsen, Bild: hfzengagierte er sich bereits in der Zeit des Ersten Weltkriegs beim Aufbau gewerkschaftlicher Organisationen, die Schaffung von Tarifverträgen aber auch für die politische Einflussnahme auf die Gestaltung der Weimarer Republik. Verdi-Senioren aus Weiden begaben sich nun in der dortigen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte auf Spurensuche. Nach Übersiedlung nach Darmstadt war Leuschner bald hessischer Innenminister geworden. In seinen vielfältigen gewerkschaftlichen und politischen Funktionen bekämpfte er führend von Anfang an die Nazis. Sein Kampf führte ihn von 1933 bis 1944 häufig in die Gefängnisse und Konzentrationslager. Als führende Persönlichkeit beim Attentat gegen Hitler wurde er schließlich in Berlin hingerichtet. Überrascht waren die Verdi-Senioren angesichts der weitreichenden Vorstellungen über die Zeit nach Hitler: Leuschner war als Vizekanzler vorgesehen. Den Gewerkschaften sollte vor allen Dingen die Verantwortung über die Sozialversicherung, ähnlich wie in den skandinavischen Ländern, übertragen werden. Die Senioren wurden bei einer Führung durch die Gedenkstätte, sowie im Seminarraum der Stiftung von Wolfgang Hasibether über die besondere Bedeutung Wilhelm Leuschners als Widerstandskämpfer im sogenannten "Dritten Reich" informiert.

Am 10. November 2011 fand im Schwenksaal eine besondere Kulturveranstaltung statt. Das DGB Bildungswerk Bayern, der Förderverein Leuschner-Haus und Arbeit und Leben Bayern hatten zum Liederabend „Leuschners Welt“ eingeladen. HeVeranstaltung Liederabend im Schwenksaalrbert Schmid und Peter Heidler präsentierten Lieder aus 5 Jahrhunderten der europäischen Arbeiterbewegung. Dies waren die Melodien und Texte, die Wilhelm Leuschner in seiner Jugend in der Bayreuther Arbeiterbewegung maßgeblich für sein späteres Leben prägten. Von „Auf der Landpartie“ bis zum „Lied der Moorsoldaten“, welches Leuschner im KZ Börgermoor beim Arbeitseinsatz singen musste, wurden fröhliche aber auch nachdenkliche Stücke vorgetragen, die von Erfahrungen der Unterdrückung und auf dem Schlachtfeld, aber auch des Zusammenhalts und der gemeinsamen Revolution erzählen. Wolfgang Hasibether umrahmte die Stücke mit Informationen zum Leben Wilhelm Leuschners. Das Publikum konnte sich von der Aktualität vieler Texte überzeugen und nutzte die Gelegenheit zum Mitsingen. Wir bedanken uns bei den beiden Musikern Herbert Schmid und Peter Heidler für diesen musikalischen Einblick in das Liedgut der deutschen Arbeiterbewegung vom 15. bis zum 20. Jahrhundert.

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