Cookie Consent by Free Privacy Policy Generator

Select your language

Filters

Liebe Freunde und Freundinnen, Unterstützer/innen der Stiftungsarbeit und Besucher/innen unserer Bildungsveranstaltungen,

am Ende eines ereignisreichen Jahres bedanken wir uns bei Euch/Ihnen für die uns entgegengebrachte Solidarität, finanzielle Unterstützung und die Besuche unserer Veranstaltungen. Wir hoffen, Euch/Sie auch in unserem neuen Domizil in der Herderstraße 29 in Zukunft oft begrüßen zu dürfen.

Wir wünschen Euch/Ihnen ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und alles Gute für das neue Jahr!

Das Team der Wilhelm-Leuschner-Stiftung

Wolfgang Hasibether, Silvia Herrmann und Christian Bölke

Am 14. Dezember fand das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ im Fördergebiet Bayreuth-Speichersdorf-Warmensteinach mit einer Präsentation der in diesem Jahr durchgeführten Projekte einen gelungenen Abschluss.
14 Einzelprojekte von 12 Projektträgern waren in 2012 im Fördergebiet durchgeführt worden, 10 Projektträger waren ins Bayreuther Rathaus gekommen, um 12 Projekte vorzustellen. Nach einer Begrüßung durch die Bayreuther Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und die Begleitausschussvorsitzende Kerstin Schröder, konnte die Projektpräsentation, zu der neben Mitgliedern des Begleitausschusses und der Steuerungsgruppe auch einige Stadträte gekommen waren, beginnen.

Den Anfang machte die Gemeinde Speichersdorf mit ihrem Projekt „Speichersdorf – Das Tor zur Welt“, ein groß angelegtes Projekt zur Integration von BürgerInnnen mit Migrationshintergrund in Speichersdorf. Es folgte das Projekt „Mitmenschen kennenlernen“, getragen von der Evangelischen Studentengemeinde. Durchgeführt von Sagy Cohen, wurden über 50 Schulklassen über die Mechanismen von Xenophobie und Rassismus aufgeklärt. Als nächster präsentierte Stefan Haußner vom Jugendcafé Babylon das Projekt „schoolyard beatz“, die Produktion und kostenlose Verteilung einer CD mit Songs gegen Fremdenfeindlichkeit und Mobbing.

Es folgten drei Projekte, die vom IWALEWA-Haus durchgeführt worden waren: Ein „Nachbarschaftsfest mit der Israelitischen Kultusgemeinde Bayreuth“ und ein „Kunstworkshop“ im IWALEWA-Haus für Kinder aus der Asylbewerberunterkunft Wilhelm-Busch-Straße. Aus Letzterem ergab sich das dritte Projekt, eine Verstetigung dieses künstlerischen Angebots für die Kinder im sogenannten „KinderKunstClub“. Verbindung zwischen der Bayreuther Mehrheitsbevölkerung und allen BewohnerInnen der Asylbewerberunterkunft stiftete das Projekt „Auf einen Kaffee mit …“ (neu: „Auf ein Treffen mit …“) getragen vom Verein Bunt statt Braun. Die studentische Projektgruppe richtete eine Website zur Kontaktaufnahme mit der Asylbewerberunterkunft ein, beworben wurde das neue Angebot mit speziell angefertigten Kaffeebechern.

Eine „Deutsch-Polnische toleranzfördernde Jugendbegegnung“ hatten die Deutsch-Polnische-Gesellschaft Bayreuth und die Bayreuther Ballettschule bewerkstelligt. Mädchen aus Stettin und Bayreuth hatten bei gegenseitigen Besuchen gemeinsam getanzt und viel über die deutsch-polnische Geschichte erfahren. Ganz sportlich angelegt war das Projekt „Integration? Kinderspiel!“ des PosT-SV Bayreuth, der eine multikulturelle Fußballmannschaft ins Leben gerufen hatte. Wie im Lokalen Aktionsplan des Fördergebiets vorgesehen, hatte sich mit dem IIK (Institut für internationale Kommunikation und auswärtige Kulturarbeit) auch ein Projektträger gefunden, der mit einem „Interkulturellen Workshop“ Grundlagen interkultureller Kompetenz an interessierte Personen aus dem Vereins-, Bildungs- und Verwaltungsbereich vermittelte.

Integration über den Zugang zu kulturellen Angeboten für BürgerInnen mit Migrationshintergrund und geringen finanziellen Mitteln hatte der Deutsche Familienverband mit seinem Projekt „Kulturtafel“ (neu: „KuKufaB“) betrieben. Abschließend stellte auch die Stiftung ihr Projekt „Aus der Geschichte lernen – Erinnerungskultur als Toleranzförderung“ vor, die Erstellung einer DVD mit den Berichten dreier Zeitzeugen und zugehörigen Arbeitsmaterialien für den Unterricht.
Die Veranstaltung war ein voller Erfolg, zahlreiche neue Kontakte wurden geknüpft und alte intensiviert.

Bilder der Veranstaltung Hier!

Wie bereits in den vergangenen Jahren besuchte auch in diesem Jahr der Holocaustüberlebende Ernst Grube die Wilhelm-Leuschner-Stiftung, um gemeinsam ein Zeitzeugengespräch an einer Bayreuther Schule durchzuführen.  Am 22. November konnte ihn eine achte Klasse der Mittelschule Bayreuth-Altstadt bei sich begrüßen. Dort erzählte Herr Grube (*1932) von seinen Erlebnissen als Kind einer jüdischen Mutter und eines christlichen Vaters in den 1930er-Jahren in München. Zusammen mit seinen Eltern und seinen beiden Geschwistern wohnte er in einem Haus der jüdischen Gemeinde direkt neben der Münchner Synagoge – und erlebte auch deren Zerstörung durch die Nationalsozialisten 1938 hautnah mit. Es folgte eine Unterbringung im jüdischen Kinderheim, welche Ernst Grube als sehr behütete Zeit erlebte, ein Aufenthalt in einem Sammellager für die Juden aus München und Umgebung, schließlich die Rückkehr zu den Eltern und im Februar 1945 die Deportation ins Konzentrationslager Theresienstadt. Ernst Grube, seine Mutter und Geschwister überlebten das Lager und wurden von der Roten Armee befreit. Doch viele andere Familienmitglieder wurden in Vernichtungslagern ermordet. Auch mit dieser Tatsache konfrontierte er die SchülerInnen, die seinem Vortrag überaus aufmerksam folgten und anschließend eine Reihe von Fragen hatten. Am Abend war Ernst Grube dann zu Gast bei der ersten Sitzung des Fördervereins Leuschner-Haus, nun Förderverein Leuschner-Zentrum, in den neuen Räumlichkeiten der Stiftung in der Herderstraße 29.

Seit Januar 2012 hat die Wilhelm-Leuschner-Stiftung die Externe Koordinierung für das Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ im Fördergebiet Bayreuth-Speichersdorf-Warmensteinach übernommen. Das Bundesprogramm dient der Förderung von Projekten gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Intoleranz, und für die Stärkung demokratischer Strukturen und der interkulturellen Verständigung. Für jedes Fördergebiet wird ein sogenannter Lokaler Aktionsplan (LAP) erstellt, aus dem hervorgeht, welche Problemlagen im Fördergebiet vorzufinden sind und welche Arbeitsschwerpunkte gesetzt wurden, um diesen Problemen zu begegnen. Diese Arbeitsschwerpunkte sollten sich dann in den Projektideen wiederfinden. Seit März 2012 liegt der LAP für das Fördergebiet vor und ist im Internet unter www.toleranz-foerdern.bayreuth.de einsehbar.
Als Externe Koordinierung beraten wir interessierte Projektträger bei der Antragstellung und stellen ihre Anträge dem Begleitausschuss vor. Dieses Gremium entscheidet vor Ort über die Bewilligung der Projekte. Es setzt sich aus erfahrenen zivilgesellschaftlichen Akteuren mit verschiedenem Hintergrund (Jugendarbeit, Erwachsenenbildung etc.) zusammen. Als Externe Koordinierung sind wir somit das Bindeglied zwischen den Antragstellern und dem Begleitausschuss. Auch bei der Projektabrechnung geben wir Hilfestellung, wobei hierfür erster Ansprechpartner die Interne Koordinierung, das Bayreuther Amt für Integration (AI) ist.
Im Jahr 2012 wurden bislang 14 Projekte genehmigt, die sich am 14.12.2012 ab 16 Uhr im Bayreuther Rathaus (Luitpoldplatz 13, Gästeraum im 12. OG) präsentieren werden. Hierzu laden wir Interessenten, die im Jahr 2013 einen Antrag auf Fördermittel aus dem Bundesprogramm stellen möchten, herzlich ein.

Anlässlich der "Langen Nacht der Kultur und Wissenschaften" bietet die Wilhelm-Leuschner-Stiftung um 20 Uhr in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte, Moritzhöfen 25, einen Vortrag zum Lebensweg Wilhelm Leuschners und im Anschluss Führungen durch die Gedenkstätte. Insbesondere LehrerInnen sind herzlich eingeladen, die Gedenkstätte an diesem Abend zu besuchen, denn es besteht auch die Gelegenheit, sich über die Zukunft des pädagogischen Angebots der Stiftung im neuen Wilhelm-Leuschner-Zentrum in der Herderstraße 29 zu informieren. Die Gedenkstätte ist von 20 bis 24 Uhr geöffnet und mit der Buslinie "2" der Langen Nacht zu erreichen.

In diesem Jahr besuchte erstmals eine Gruppe Studierender der Sommeruniversität Bayreuth die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte. Die Sommeruniversität für Interkulturelle Deutschstudien an der Universität Bayreuth bietet jährlich im August und September Studierenden aus aller Welt die Gelegenheit, ihre deutschen Sprachkenntnisse auszubauen und vor Ort die deutsche Kultur kennen zu lernen. Im Rahmen ihres nachmittäglichen Kulturprogramms erhielt am 9. August eine Gruppe interessierter Studierender eine Führung durch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte. Dabei erfuhren die Studierenden, die unter anderem aus Russland, China und Indonesien angereist waren, nicht nur etwas über die Biographie und Bedeutung Wilhelm Leuschners, sondern auch viel bisher Unbekanntes über die deutsche Geschichte und Kultur, wie etwa, dass es im deutschen Handwerk die Tradition der „Walz“ (Wanderschaft) gibt, was eigentlich Volkshochschulen sind oder dass es mehrere Attentatsversuche auf Adolf Hitler gab, die er allesamt unbeschadet überstand. Ein vielfältiger Einblick in die deutsche Geschichte für die ausländischen Besucher also, der mit der Botschaft endete, dass die Stadt Bayreuth im Bezug auf die NS-Vergangenheit nicht nur dunkle Flecken aufzuweisen hat, sondern auch einen engagierten Widerstandskämpfer. 

Am 23. Juli organisierte die Wilhelm-Leuschner-Stiftung in Kooperation mit der Evangelischen Jugend Bayreuth ein Zeitzeugengespräch in der Mittelschule Bayreuth-Altstadt. Das Gespräch war Teil des diesjährigen Zeitzeugenprojekts der Stiftung im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“. Die beiden achten Klassen der Schule nahmen an dem Gespräch teil, nachdem sie in den letzten Monaten bereits die Projekttage der Stiftung im Rahmen von „Leichter lernen mit Leuschner“ besucht hatten und das Stationenspiel „Zeitreise“ zur Reichspogromnacht in Bayreuth absolviert hatten. Als Zeitzeuge erschien Herr Marcel Durnez (*1926) mit seinem Sohn Yves, seiner Frau und seinen beiden Enkelinnen. Der Belgier war zusammen mit seinen beiden älteren Brüdern Gilbert und Daniel 1943 vor der Einberufung zur Zwangsarbeit im Deutschen Reich nach Frankreich geflohen. Dort hielten sich die drei Brüder auf Bauernhöfen versteckt und arbeiteten in der Landwirtschaft. Nachdem sie von einem der Bauern an die Gestapo verraten worden waren, kamen sie über französische Gefängnisse und das Lager Compiègne bei Paris schließlich in das KZ Auschwitz. Hier wurde Herrn Durnez auch eine Häftlingsnummer eintätowiert, die er den SchülerInnen zeigte. Von Auschwitz aus wurden die Brüder weiter in das KZ Buchenwald und schließlich nach Flossenbürg deportiert. Nachdem sie zunächst in der Messerschmidt-Fabrikation eingesetzt wurden, mussten sie später auch die gefürchteten Arbeitseinsätze im Steinbruch mitmachen. Diese kosteten Marcels beiden Brüdern das Leben. Er als jüngster Bruder wurde im April 1945 von Flossenbürg aus auf den Todesmarsch geschickt. Mit viel Glück überlebte er diesen und kehrte, völlig abgemagert und am Ende seiner Kraft, Ende Mai 1945 nach Belgien zurück. Heute reist Marcel jedes Jahr zum Überlebendentreffen nach Flossenbürg und wird dabei von seiner Familie begleitet. Sein Sohn Yves, der die Geschichte seines Vaters aufgeschrieben hat, übernahm in Bayreuth den großen Teil der Erzählung. Für die beiden achten Klassen bedeutete diese Begegnung mit einem Zeitzeugen und seiner Familie einen außergewöhnlichen Zugang zum sonst doch eher abstrakten Schulstoff zur Verfolgung und zum KZ-System im Nationalsozialismus. 

Wer neugierig auf das neue Domizil der Wilhelm-Leuschner-Stiftung ist, der kann am Samstag, 28. Juli 2012 die Gelegenheit nutzen, bei unserem Flohmarkt im neuen Wilhelm-Leuschner-Zentrum in der Herderstraße 29 vorbei zu schauen. Zwischen 10 und 14 Uhr können Bücher, CDs und vieles mehr günstig erworben werden. Mit dem Erlös wird die Bildungsarbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung gefördert.

Fördervereinsvorsitzender Peter Weintritt stellt die Hintergründe des Auszugs der Leuschner-Stiftung aus dem Geburtshaus zum 30.6.2012 klar:

Leserbrief HIER als PDF Download.

Ab heute, 26.11.2012 ist das Büro der Stiftung im neuen Wilhelm-Leuschner-Zentrum in der Herderstr. 29 wieder besetzt.

Ebenso gilt wieder die bekannte Telefonnummer: 09 21/150 72 69.

Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Besucher
  • Articles View Hits 1919396