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Das erste Halbjahr 2010 geht zu Ende und die Wilhelm-Leuschner-Stiftung blickt auf ein ereignisreiches erstes halbes Jahr politischer Bildungsarbeit im Rahmen der Gedenkstättenarbeit in der Städtischen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.

Ab Februar stieg die Stiftung wieder voll in die politische Bildungsarbeit ein und betreute ebenso Schulklassen wie Seniorengruppen mit ihrer pädagogischen Gedenkstättenarbeit.
Neben den ausländischen Klassen aus Frankreich und Tschechien wurden auch die Schulen aus Eckersdorf, Hollfeld und der Altstadtschule Bayreuth an Projekttagen betreut. Zwei zehnte Klassen des Gymnasiums Hollfeld besuchten den Projekttag zum Thema „Grundrechte, Menschenrechte und Menschenrechtsverletzungen“. Die zwei achten Klassen der Altstadtschule Bayreuth besuchten mehrere Projekttage zu den Themen Kaiserreich, Weimarer Republik bis hin zum Dritten Reich und Widerstand. Ende April fanden an zwei Tagen Zeitzeugengespräche mit Alexander Henryk Laks statt. Die achte Klasse der Volksschule Eckersdorf, die zwei achten Klassen der Altstadtschule und eine achte Klasse der Albert-Schweitzer-Schule bekamen die Lebensgeschichte erzählt und waren tief ergriffen von seinem Überlebensbericht.

Ebenfalls traf sich der Lehrerarbeitskreis und es konnte sogar erreicht werden, dass sich der Lehrerarbeitskreis an zwei Tagen Ende Juli treffen wird, um die Unterrichtsmaterialien komplett zu überarbeiten und noch weiter zu entwickeln.

Aber nicht nur Schulklassen wurden durch die Stiftung betreut. Neben der Führung der Familie des ehemaligen litauischen Staatspräsidenten Landsbergis am 30.03.2010 und einer Gruppe Berliner Motorradfahrer am 7.03. und 14.05.2010, wurden von Februar bis Mai in Kooperation mit der Frankenakademie Schloss Schney, immer wieder Seniorengruppen aus ganz Deutschland von Herrn Hasibether durch die Gedenkstätte geführt und danach in einer Diskussion noch weiter mit dem Leben und dem Widerstand Wilhelm Leuschners vertraut gemacht. Zusätzlich wurden zahlreiche Betriebsräteseminare abgehalten.
Im ersten Halbjahr wurden über 1000 Jugendliche und Erwachsene durch die Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Rahmen der pädagogischen Gedenkstättenarbeit betreut. 

Neben dem politischen Bildungsprogramm lief die wissenschaftliche Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung ebenfalls weiter. Das Video-Projekt wurde weiter vorangetrieben. Durch Fahrten nach Berlin und Darmstadt wurde neues Videomaterial erarbeitet.

Durch private Gaben der Familie Roß kam die Wilhelm-Leuschner-Stiftung in den Besitz zahlreicher Briefe von der mütterlichen Seite Wilhelm Leuschners, die jetzt für das Archiv bearbeitet werden und zu neuen Erkenntnissen des weiteren Familienumfeldes Leuschners führen. Aber auch Leihgaben wurden durch die Familie Roß, der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zur Verfügung gestellt. Dies wird vor allem für die Neugestaltung der Städtischen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte interessant werden, die für dieses Jahr noch geplant ist.

Aber auch die Vorbereitung der 6. Bayreuther Gespräche schritt weiter voran. So stehen neben dem Referenten aus Tschechien, Jan Sicha, auch die übrigen drei Referenten fest. Zu Polen wird die Journalistin Jolanta Lada ein Referat über den Widerstand der polnischen Jugend halten. Aus Bayreuths Partnerstadt La Spezia werden zwei Referenten kommen, einmal Enio Mancini, ein Zeitzeuge des Massakers in Sant’Anna di Stazzema und der Historiker Giovanni Cipollini. Für das nächste Jahr entstand eine Kooperation mit dem Markgräfin Wilhelmine Gymnasium. Innerhalb eines so genannten P-Seminars des G8, ist die Wilhelm-Leuschner-Stiftung außerschulischer Träger und betreut 14 Schüler in unterschiedlichen Arbeitsgebieten. Alle 14 Schüler besuchen die 6. Bayreuther Gespräche und werden innerhalb kleiner Gruppen die verschiedenen Arbeitsaufgaben zur Entwicklung der 7. Bayreuther Gespräche 2011 übernehmen. So werden sie das Programm erarbeiten, Referenten einladen und zum Beispiel für die Werbung für die Veranstaltung verantwortlich sein.

Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung unterstützte im ersten Halbjahr aber auch Projekte im ganzen Bundesgebiet.
So wurde für die Wilhelm-Leuschner-Grundschule in Egelsbach ein kurzes Lebensportrait geschrieben. Die Grundschule möchte im Jahr des 120. Geburtstages mit einer Tafel an den Namenspatron der Schule erinnern.

Die Darmstädter Falken bekamen Unterstützung bei der Vorbereitung einer Ausstellung über Wilhelm Leuschner. Ebenso eine Arbeitsgruppe der FU Berlin.

Der Förderverein Leuschner-Haus wählte einen neuen Vorstand. Peter Weintritt, Lehrer an der Altstadtschule Bayreuth wurde in dieses Amt gewählt. Janna Münch ist seine Stellvertreterin und Schriftführer ist Herbert Schmid, Geschäftsführer von Arbeit und Leben Bayern gGmbH. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung gratuliert dem neuen Vorstand, freut sich auf die Zusammenarbeit und wünscht ihnen gutes Gelingen in der Vereinsarbeit.

Projekt in Darmstadt Am 15. Juni 2010 jährt sich zum 120. Mal der Geburtstag von Wilhelm Leuschner. Aus diesem Anlass hat die Wilhelm-Leuschner-Stiftung eine Ausstellung für die Darmstädter Falken im Stadtteil Arheilgen zusammengestellt, die diese in den nächsten Wochen für ihre Gruppenarbeit in ihrem Jugendhaus ‚Wilhelm-Leuschner-Haus’ einsetzen und sich mit dem Leben und Wirken Wilhelm Leuschners befassen. Im September werden dann Mitarbeiter der Stiftung ein Gruppengespräch mit ihnen auf Video aufnehmen, bei dem sie ihre Ansichten zur Bedeutung Leuschners für die heutige Jugend äußern werden. Zum 120. Geburtstag 2010 wird in diesem Jahr das Videoprojekt der Stiftung über die Biographie Leuschners fertig gestellt. Dieses wird in der Gedenkstätte zu sehen sein und als Unterrichtsmaterial von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit herausgegeben und den Schulen für den Unterricht zur Verfügung gestellt werden. Damit wird die Gedenkstättenarbeit der Stiftung bundesweit weiter ausgedehnt und die Projektarbeit mit den regionalen Schulen ergänzt. 

Wilhelm Leuschner wird am 15. Juni 1890 in Bayreuth, Moritzhöfen 25 im ersten Stock des Hauses geboren. Seine Eltern waren Marie Barbara Dehler, eine Weißnäherin, und Wilhelm Leuschner, ein Töpfer, der in der Ofenfabrik Sailer in der Wolfsgasse in Bayreuth arbeitete. Seine ersten beiden Lebensjahrzehnte sind durch die Volksschulzeit von 1897 bis 1904 und seine Ausbildung ab Ostern 1904 zum Holzbildhauer in Bayreuth bestimmt. Hier lernt er die Organisationen der Bayreuther Arbeiterbewegung kennen und diese frühe Erfahrung prägt sein ganzes Leben. Der Kampf für die gesellschaftliche Teilhabe der Arbeiterschaft und ihr Zugang zur Bildung bestimmen seinen weiteren gesellschaftlichen Aufstieg. In Bayreuth wird er von dem bekannten Vergolder und Kirchenrestaurator Arthur Geyer in der Richard-Wagner-Straße 29 zum Holzbildhauer ausgebildet. Vor der Handwerkskammer Oberfranken in Bayreuth legt er mit Auszeichnung seine Gesellenprüfung ab. Sein Abschlussdiplom vom 21.8.1907 und seine Holzschnitzarbeiten für die praktische Prüfung befinden sich heute im Archiv der Wilhelm-Leuschner-Stiftung.

In Bayern verbietet das Vereinsgesetz Lehrlingen die Gewerkschaftsmitgliedschaft. Dieses Verbot wird  erst im Jahr 1908 aufgehoben. So wird er gleich nach Abschluss seiner Lehre im Mai 1907 in Bayreuth Mitglied der Gewerkschaft. Die Zahlstelle des Bayreuther Holzbildhauerverbandes stellt ihm sein erstes provisorisches Mitgliedsbuch aus. Mit diesem kann er bei seiner Wanderschaft in den Zahlstellen des Verbandes Reiseunterstützung erhalten.

Ab  Juli 1907 geht er auf Wanderschaft und folgt damit der Tradition der deutschen Handwerker. Unter anderem arbeitet er in Klein Crostitz nordöstlich von Leipzig. Im Mai 1908 geht Leuschner nach Darmstadt wegen der berühmten Jugendstil-Ausstellung auf der Mathildenhöhe und  findet Arbeit und Logis bei dem Bildhauer Rudolf Asmus in der Neuen Niederstraße 11. Ein Jahr später geht Wilhelm Leuschner nach Bayreuth zurück, da seine Mutter schwer erkrankt ist. Sie stirbt am 28. Mai 1909 und er geht in Bayern auf erneute Wanderschaft.

Vom Oktober 1909 bis zum März 1910 belegt er ein Grundsemester Bildhauerei an der Königlichen Kunstgewerbeschule in Nürnberg. Wegen der Geburt seines Sohnes Wilhelm am 17.1.1910 muss er sein Studium im  März 1910 beenden und im Sommer kehrt er zurück nach Darmstadt um die Familie zu ernähren. Er arbeitet als Holzbildhauer in der Hofmöbelfabrik Glückert in Darmstadt, die viele Holzarbeiten in Bürgerhäusern in Darmstadt durchführt und internationale Geschäftsverbindungen zu den adeligen Herrscherhäusern in England und Russland hat. Seine Tochter Käthe wird am 4.4.1911 geboren und im September 1911 kann er nach seiner Volljährigkeit seine Frau Elisabeth heiraten.

Wilhelm Leuschner macht ab 1911 rasch gewerkschaftliche Karriere, ehrenamtlicher Bezirksleiter des Holzbildhauerverbandes in Darmstadt und stellvertretender Kartellvorsitzender des gewerkschaftlichen Dachverbandes, der Generalkommission der freien Gewerkschaften. Im April 1913 tritt er in die SPD ein, für die er nach seinem Kriegseinsatz (im Herbst 1916 wird er an die Ostfront eingezogen) 1919 Stadtverordneter in Darmstadt wird. Zugleich wird er hauptamtlicher Gewerkschaftssekretär im Gewerkschaftskartell Darmstadt. Später im Jahr 1926 sogar hessischer Bezirksleiter des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB) in Frankfurt.  

Im Dezember 1924 wird er als Abgeordneter für die Sozialdemokratie in die Hessische Volkskammer und im Februar 1928 in das Amt des hessischen Innenministers gewählt. Nach heftigen Angriffen der Nationalsozialisten gegen sein Ministeramt, folgt er einem Ruf des ADGB-Vorsitzenden Theodor Leipart und wird im Januar 1933 in den Bundesvorstand des ADGB berufen.

Nach der Reichstagswahl am 5. März 1933 wird er von den NS-Machthabern aus dem Amt gedrängt und  tritt  als hessischer Innenminister zurück.  Im April 1933 versucht die ADGB-Organisation in Verhandlungen mit den Nazis vor der Zerschlagung zu bewahren und vereinbart mit den Führern der anderen Richtungsgewerkschaften einen ‚Führerkreis der vereinigten Gewerkschaften’. Jakob Kaiser von den christlichen Gewerkschaften wird dabei sein wichtigster Partner. Mit ihm arbeitet er im nachfolgenden illegalen Widerstand gegen den Nazi-Terror eng zusammen.  

Die Nationalsozialisten zerschlagen am 2. Mai 1933 die Gewerkschaftsorganisationen. Wie viele andere aktive Gewerkschafter und politische Gegner der Nationalsozialisten wird Wilhelm Leuschner verhaftet. Nach seiner Freilassung am 5. Mai soll er die Nazi-Organisation ‚Deutsche Arbeitsfront’ (DAF) vor dem Internationalen Arbeitsamt in Genf im Juni 1933 gemeinsam mit  deren Reichsführer Robert Ley legitimieren. Er fährt zwar mit nach Genf, verweigert aber die Mitarbeit und klärt stattdessen die Vertreter der internationalen Gewerkschaften in Ausschusssitzungen über die wahren politischen Verhältnisse in Nazi-Deutschland auf.

Trotz Warnung vor der Verhaftung durch seine internationalen Gewerkschaftskollegen fährt er  Mitte Juni 1933 nach Deutschland zurück und wird im Bahnhof Freiburg verhaftet. Wilhelm Leuschner wird ein Jahr lang in verschiedenen Gefängnissen und Konzentrationslagern inhaftiert und gequält. Nach der Freilassung im Juni 1934 nimmt er Kontakt mit Jakob Kaiser auf und organisiert den illegalen gewerkschaftlichen Widerstand.

Im Dezember 1936 kann er eine kleine Fabrikationsstätte in Berlin zur Produktion von Bierschankutensilien übernehmen, die bald zur Schaltzentrale der ‚IIlegalen Reichsleitung der deutschen Gewerkschaften’ wird. Durch die für den Verkauf der Schankutensilien notwendige reichsweite Reisetätigkeit hält Leuschner Kontakt zum illegalen gewerkschaftlichen Widerstand und ab 1938 zu den Militärs um Generaloberst Ludwig Beck und der Widerstandsgruppe des ehemaligen Leipziger Oberbürgermeisters Carl Goerdeler. Leuschner baut gemeinsam mit Julius Leber, Carlo Mierendorff, Theodor Haubach, Ludwig Schwamb und vielen anderen Widerstandkämpfern aus den Gewerkschaften ein Netz von politischen Vertrauensleuten auf, die nach dem Sturz Hitlers die demokratische Macht übernehmen sollen. Viele tausende Menschen sind in diesem Widerstandsnetz im ganzen Reichsgebiet verbunden. Leuschner ist bei den Widerstandkreisen aus Militär, Adel und konservativem Bürgertum hoch angesehen. Es gelingt ihm über weltanschauliche Grenzen hinweg Brücken zu bauen. Nach dem Putsch gegen das Nazi-Regime sollte Leuschner Vizekanzler werden. Im Zusammenhang mit dem gescheiterten Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wird er verhaftet, in einem Schauprozeß vor Freislers so genannten Volksgerichtshof am 7. und 8. September 1944 zum Tode verurteilt und am 29. September 1944 in Berlin-Plötzensee von den Nazi-Schergen am Strang ermordet.

Seine historische Rolle in der Gewerkschaftspolitik 1933 und in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus wird in der Geschichtswissenschaft kontrovers diskutiert. Neuere Forschungen zeigen jedoch seine klare Haltung bei der Verteidigung der Republik und der Erhaltung der Gewerkschaftsorganisation als gesellschaftliche Gegenmacht zur Gestaltung sozialer Gerechtigkeit in Gesellschaft und Staat Deutschlands.

Er hat für die Entwicklung der deutschen Demokratie und deren Sozialstaatsprinzip, wie es in Artikel 20 Absatz 1 Grundgesetz ('Die Bundesrepublik Deutschland ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat') zum Ausdruck kommt, einen entscheidenden Beitrag geleistet. Seine Vorstellungen zur Einheitsgewerkschaft, die er bereits 1933  gemeinsam mit dem christlichen Gewerkschafter Jakob Kaiser in Grundzügen entwickelte, sind sein maßgebliches Vermächtnis an die nach 1945 neu entstehende Organisation des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB).

Mit der Einrichtung einer Gedenk- und Bildungsstätte im Bayreuther Geburtshaus hat die Wilhelm-Leuschner-Stiftung in Kooperation mit der Stadt Bayreuth eine bleibende Erinnerung an Leuschners Leben und Werk verwirklicht und bemüht sich mit diesem historischen Lernort darum dessen Anerkennung als nationale Gedenkstätte des deutschen Widerstandes im öffentlichen Bewusstsein zu verankern.

Auf Einladung der Evangelischen Jugend Bayreuth und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung kam Alexander Laks an zwei Tagen zu Zeitzeugengesprächen im Rahmen der pädagogischen Bildungsarbeit  der Stiftung nach Bayreuth.

Alexander Henryk Laks wird 1927 in Łódź (Polen) geboren. Nach dem Tod seiner Mutter, wird er von seiner Stiefmutter und seinem Vater liebevoll erzogen. 1939 erlebt er den Überfall Polens durch die Deutsche Wehrmacht und damit den Beginn des Zweiten Weltkrieges und die immer weiter voranschreitende Diskriminierung und Verfolgung der polnischen Juden. Seine gesamte Familie verliert er in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und doch kam er ohne Rache und Zorn nach Deutschland, um unter anderem an zwei Tagen Schülern aus Stadt und Landkreis Bayreuth seine Geschichte zu erzählen.

Am 27. April besuchte die Klasse 8M der Volksschule Eckersdorf im Rahmen ihrer Projektarbeit die Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Leuschner-Geburtshaus, um Alexander Laks Lebensbericht über die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten zu hören.
Fast zwei Stunden wurde es sehr still im Seminarraum, alle hörten gebannt auf die Lebensgeschichte, die so viel Leid beinhaltet. Erst werden er und seine Familie im Ghetto in Łódź, das nun von den Nazis Litzmannstadt genannt wird, eingepfercht. Um den Deportationen zu entgehen verstecken sie sich mit anderen in einem kleinen Versteck. Alexander Laks schildert mit großer Traurigkeit den Tod eines kleinen Babys, dass bei einer solchen Razzia der Nazis zu weinen begann. Damit das Baby nicht alle Versteckten verrät wird es mit Decken zugedeckt. Am Ende ist es tot.
Er erklärt damit wie wertvoll das Leben ist. Er mahnt die Schülerinnen und Schüler, dass man das Leben schätzen soll, und das jeder Mensch das Recht auf unversehrtes Leben hat.
1944 muss die Familie ihr Versteck aufgeben und muss sich bei den deutschen Besatzern melden. Sie werden nach Auschwitz verschleppt und dort wird seine Mutter in den Gaskammern umgebracht. Er bekommt bei der Selektion durch einen Mithäftling gesagt: „Sag 18.“ Erst versteht er gar nicht, was dieser damit meint. Aber auf die Frage des SS-Manns, wie alt er ist, antwortet er 18 und entgeht somit dem sicheren Tod. Sein Vater und er erleben die Entmenschlichung im Lager. Sie werden ihrer Kleider beraubt und kahl geschoren, so dass sie sich am Anfang gar nicht wieder erkennen. Sie werden erniedrigt und sind nur noch eine Nummer, kein Gefangener hat mehr einen Namen. Beide werden nach kurzem Aufenthalt von der SS wie Sklaven an das Konzentrationslager Groß Rosen verkauft.
Als die russische Armee immer weiter nach Westen vorstößt, werden sie auf einen Todesmarsch geschickt. Beide kommen nach Flossenbürg, wo sein Vater brutal erschlagen wird. Alexander kommt gerade noch dazu als der Vater stirbt. Er muss mit ansehen wie sein Vater auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird, da das Krematorium die vielen Leichen nicht mehr aufnehmen kann.
Es folgt ein weiterer Todesmarsch in Richtung Bodensee. In Süddeutschland wird er von den Franzosen befreit. Mit 17 Jahren und 28 Kilogramm Gewicht hat Alexander Laks alles was ihm einmal lieb und teuer war verloren. Seine ganze Familie fiel dem verbrecherischen Regime der Nazis zum Opfer. Er ist der einzige Überlebend seiner Familie. Es folgen Aufenthalte in verschiedenen Displaced-Persons-Lagern bevor er nach Amerika ausreist. Er kann Kontakt zu seiner Tante in Rio de Janeiro aufbauen und nach einem Urlaub in Brasilien bleibt er im Land und baut sich da sein neues Leben auf.

Eigentlich hatte er nie wieder Polen und Deutschland betreten wollen. Aufgrund seines Versprechens an seinen Vater von diesem Grauen immer zu erzählen, besucht er nach rund 60 Jahren das erste Mal Deutschland und kommt nun regelmäßig zurück, um seine Lebensgeschichte zu erzählen, an die er 24 Stunden am Tag denken muss. Immer wieder betont er, dass er keinen Hass empfindet oder Zorn, aber die Schülerinnen und Schüler eine Aufgabe haben. Die Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich so etwas nie wieder wiederholen kann.
Am 28. April nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Alten Rathaussaal und dem Grußwort durch die Vertreterin der Stadt Bayreuth, Frau Stadträtin Merk-Erbe, erzählt Alexander Laks den drei achten Klassen der Albert-Schweitzer-Schule und der Altstadtschule Bayreuth seine Lebensgeschichte. Er schließt mit den Worten, dass er sich freut, dass Deutschland nun ein demokratisches, friedliches Land ist und erinnert die 60 anwesenden Schülerinnen und Schüler daran, dass auch sie eine Aufgabe haben. Die Verteidigung der demokratischen Werte unseres Landes.

Auch am zweiten Tag berührte seine Geschichte uns tief im Herzen und die Hochachtung und die Dankbarkeit, die wir für diesen Mann empfinden, kann man im Grunde nicht in Worte fassen. Wir sind voller Hochachtung, dass er sich als  alter Mann solchen Reisestrapazen aussetzt, um von Rio de Janeiro nach Deutschland zu kommen, um uns seine, ihn tief berührende, Geschichte zu erzählen. Wir sind dankbar dafür, dass er uns ohne Hass daran teilhaben lässt und uns zeigt, wie wichtig es ist in einem freien Land zu leben und dafür zu sorgen das Vergangene nie zu Vergessen. Die Wärme und Herzlichkeit, die von Alexander Laks ausgeht, hat uns tief berührt.

Die Mitarbeiter der Wilhelm-Leuschner-Stiftung hoffen, dass wir ihn auch nächstes Jahr wieder in unserer Gedenkstättenarbeit begrüßen können und wünschen ihm vor allem Gesundheit. Sein Wirken ist von unschätzbarem Wert für die nachgeborenen Generationen.


         

Der ehemalige litauische Staatspräsident Prof. Dr. Vytautas Landsbergis besuchte  am 30. März 2010 die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.

Im Rahmen der internationalen Kontakte der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken-Bayreuth besuchte der ehemalige litauische Staatspräsident Vytautas Landsbergis die Stadt Bayreuth. Anlass war der 65. Todestag von Izidorius Kurklietis. Er war während des Zweiten Weltkrieges Vizeminister der litauischen Unabhängigkeitsregierung und starb am 30. März 1945 in der Gestapo-Haft im Bayreuther Zuchthaus St. Georgen.

Innerhalb eines mehrtägigen Programms waren sein Sohn und dessen Stiefbruder Vytautas Landsbergis mit ihren Familien zu Gast in Bayreuth. Zum Gedenken an den Todestag und an das Kriegsende in Europa wollten sie ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung setzen. Dabei besuchten sie unter anderem auch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth. 
 
Sie wurden vom Vorstandsvorsitzenden der Wilhelm-Leuschner-Stiftung, Herrn Hasibether, durch die Ausstellung geführt und mit der historischen Bedeutung Wilhelm Leuschners im deutschen Widerstand bekannt gemacht.
Beide Familien zeigten sich beeindruckt, von der politischen Rolle Wilhelm Leuschners im Zusammenhang mit dem Staatsstreich des 20. Juli 1944 und seiner vorgesehenen Stellung als Vizekanzler in der Nach-Hitlerregierung. Sie fanden es bemerkenswert, dass die Stadt Bayreuth und die Wilhelm-Leuschner-Stiftung diesem großen Sohn der Stadt in seinem Geburtshaus eine Gedenkstätte eingerichtet haben. Damit leistet die Gedenkstätte einen wichtigen Beitrag für den europäischen Verständigungsprozess.

       

Zusammenfassung Stiftungsaktivitäten für das 1. Quartal

Am 19. Januar 2010 eröffnete die Wilhelm-Leuschner-Stiftung um 17 Uhr offiziell das neue Bildungsjahr mit ihrer Jahresauftaktveranstaltung. An diesem Abend wurden von Herrn Hasibether mit dem Geschäftsbericht für das Jahr 2009 die vielseitigen Stiftungsaktivitäten im Jahr 2009 noch einmal kurz zusammengefasst, das Bildungsprogramm für 2010 vorgestellt und es wurde noch einmal die Situation der Stiftung aufgezeigt. Der zweite Bürgermeister der Stadt Bayreuth Thomas Ebersberger unterstrich mit seiner Rede über die Stiftung noch einmal deren wichtige Arbeit für die Stadt Bayreuth und gegen das Vergessen.

Ab Februar begannen wie gewohnt die Projekttage mit den Schulen aus Stadt und Land Bayreuth. So besuchte die 8. Klasse der Volksschule Eckersdorf am 1. Februar die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte und absolvierte den ersten Projekttag, an dem alle Schüler sich  intensiv mit der Gedenkstätte auseinandersetzten. Am 11. Februar wurde es „dreisprachig“ in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte. Über 50 Schüler aus Frankreich (Sarreguemines) und Tschechien (Karlsbad) lernten die Gedenkstätte und die wichtige Bedeutung Wilhelm Leuschners kennen. Hierbei kamen dann die französischen und englischen Übersetzungen der Ausstellungstexte zum Einsatz, mit denen alle Schülerinnen und Schüler die für sie vorbereiteten Fragebögen beantworten konnten. Dieser Projekttag zeigte wieder einmal deutlich wie wichtig die Überarbeitung in eine dreisprachige Ausstellung ist, denn die Wilhelm-Leuschner-Stiftung erwartet in diesem Jahr noch öfter Besuch von ausländischen Klassen, die die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte erkunden wollen, wofür die Dreisprachigkeit einfach eine wichtige Voraussetzung ist.
Am 11. März trifft sich der Lehrerarbeitskreis, um sich weiter mit den Arbeitsmaterialien, den folgenden Projekttagen und den geplanten Zeitzeugengesprächen auseinanderzusetzen. Aus diesem Grund wird diesmal auch Diakonin Kerstin Wolf von der Evangelischen Jugend Bayreuth daran teilnehmen. Ebenfalls soll den Lehrern der neue Projekttag „Jüdisches Leben in Bayreuth – die Reichspogromnacht 1938“ vorgestellt werden. Der zweite Projekttag mit der 8. Klasse der Altstadtschule wird am 18. März stattfinden. Neben dem pädagogischen Bildungsprogramm wird aber auch am Videoprojekt über die Wilhelm Leuschner Biographie gearbeitet. Ebenfalls laufen die Vorbereitungen für die am 2. Oktober stattfindenden „6. Bayreuther Gespräche“.


2. Quartal

Nach den Osterferien werden alle drei Zweige der Gesamtschule Hollfeld Haupt- und Realschule und Gymnasium zwischen April und Mai zu Projekttagen die Wilhelm-Leuschner-Stiftung und die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte besuchen. Die Themen werden von der Weimarer Republik bis zu den Grundrechten, Menschenrechten und Menschenrechtsverletzungen reichen.
Am 27. und 28.  April finden dann aufgrund unserer Kooperation mit der Evangelischen Jugend Bayreuth die Zeitzeugengespräche mit Alexander Laks statt. Er wurde am 28. Oktober 1927 in Łódź (Polen) geboren und verliert im Todeskampf durch die Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau, Groß Rosen und Flossenbürg seine gesamte Familie. Diese tragische Geschichte wird er den Schulklassen aus Eckersdorf und Bayreuth erzählen. Auch im zweiten Quartal des Jahres 2010 wird wieder ein Treffen des Lehrerarbeitskreises für weitere Projekttage in diesem Halbjahr stattfinden.

Mit freundlicher Unterstützung der Freunde des historischen Museums Bayreuth, konnten für die Stiftungungsarbeit ein neuer Drucker, ein Computer und eine Videobearbeitungssoftware angeschafft werden. Dadurch können auch weiterhin Arbeitsmaterialien für die Schulklassen bereit gestellt werden.
Die benötigte Videoschnittsoftware bedurfte auch einer Aktualisierung der Hardware und dient dem Projekt "Leuschnervideo".

Wir bedanken uns bei den Freunden des historischen Museums Bayreuth, für die finanzielle Unterstützung unserer pädagogischen Bildungsarbeit in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte der Stadt Bayreuth, ganz herzlich.

Text für die Projekttage mit den franz. Schülergruppen

„Seit Jahren demonstrieren am 13. Februar Neonazis in Dresden. Dieser Aufmarsch hat sich zum größten Treffen der Neonazis in Europa entwickelt. In den letzten Jahren war es nicht gelungen, ein gemeinsames Signal aller demokratischen Kräfte gegen diesen
rechtsextremen Spuk zu organisieren. Aber es demonstrierten im vergangenem Jahr über 12.000 Menschen friedlich gegen den Neonazi-Marsch. Wir werden uns niemals damit abfinden, dass die NPD und ihre Helfer das Gedenken missbrauchen.

Den Flyer zur Veranstaltung können Sie hier Herunterladen.

Im Jahr 2010, am 15. Juni, jährt sich bereits zum 120ten Mal der Geburtstag Wilhelm Leuschners. Und für dieses besondere Jahr, hat sich die Wilhelm-Leuschner-Stiftung sehr viel vorgenommen.
Am Dienstag, den 19. Januar 2010 um 17 Uhr veranstaltet die Wilhelm-Leuschner-Stiftung einen Jahresauftakt zum Bildungsjahr 2010. Das Bildungsjahr 2010 wird noch mehr als die letzten Jahre mit Projekttagen der Schulen und anderer Einrichtungen gespickt sein.
Die Stiftung sieht es als ihre Pflicht an, in der heutigen Zeit des immer weiter erstarkenden Rechtsextremismus, die Schülerinnen und Schüler, aber auch bereits erwachsene Menschen vor dieser Gefahr zu warnen und immun zu machen. Dafür werden die Bildungsmöglichkeiten für alle Gruppen, privat, schulisch oder verbandlich, immer weiter ausgebaut und es soll noch stärker deutschlandweit  agiert werden.
So wird zu Beginn der Jahresauftaktveranstaltung in der Städtischen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte ein Rückblick auf die Projektarbeit 2009 gegeben und der Geschäftsbericht 2009 erläutert. Nach einem kleinen Imbiss in den Räumen der Wilhelm-Leuschner-Stiftung werden die Schwerpunkte der Gedenkstättenarbeit für das  Jahr 2010 vorgestellt.

 

Hier können Sie den Geschäftsbericht 2009 und das Bildungsprogramm 2010 herunterladen.

Am Beispiel des "Jüdischen Lebens in Bayreuth" soll den Teilnehmenden des Projekttages die Ausgrenzung, Enteignung und Deportation der bis dahin im Stadtleben integrierten Juden geschildert werden. Durch einen Rundgang zur Vergangenheit des Lebens und Arbeitens der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Bayreuth an den unterschiedlichen Orten ihres gesellschaftlichen und kulturellen Lebens, soll den Schülern das verbrecherische Handeln der Nationalsozialisten in der Reichspogromnacht am 9. November 1938  verdeutlicht werden.  

Die Schülerinnen und Schüler erfahren warum die Bayreuther Synagoge nicht wie andernorts niedergebrannt wurde. Anhand der Ereignisse im Schuhgeschäft Zwirn und im Spielzeugladen von Ilse Friedmann wird den Schülern aufgezeigt, wie brutal das NS-Regime mit der jüdischen Bevölkerung und ihrem Eigentum umgegangen ist. 

An jeder der sieben Stationen finden die Teilnehmer Fragebögen und Informationsmaterial, wie zum Beispiel Bilder und Zeitungsartikel, anhand dessen sie die Fragen beantworten können. 

Zum ersten Mal fand dieser Projekttag am 10.11.2009 mit der Klasse 8b der Altstadtschule Bayreuth statt. Am 18.12.2009 findet nun wieder ein Projekttag zum Thema „Jüdisches Leben in Bayreuth“ statt. Diesmal ist auch die Diakonin Kerstin Wolf von der Evangelischen Jugend Oberfranken mit dabei. Mit ihr zusammen wird die Wilhelm-Leuschner-Stiftung eine Kooperation entwickeln, bei der Jugendliche lernen können Vorurteile abzubauen und immun zu werden gegen heutige rechtsextremistische Weltbilder, die von rechtsextremen Gruppen gerade in Oberfranken an Jugendliche herangetragen werden. So wird ein neues Projektthema im Rahmen der Gedenkstättenarbeit für die Jugendarbeit in die Praxis umgesetzt.

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