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Die deutsch-polnischen Beziehungen sind aufgrund der nationalsozialistischen Vergangenheit bis heute schwer belastet. Noch immer ist in Polen die Ansicht weit verbreitet, dass alle Deutschen überzeugte Nazis waren. Mit Blick auf die Stadt Bayreuth kommt erschwerend hinzu, dass Adolf Hitler als Liebhaber Wagners sich hier bevorzugt aufhielt und aus der Gauhauptstadt Bayreuth noch eine nationalsozialistische Musterstadt machen wollte. So gut wie gar nicht bekannt ist in Polen hingegen, dass ausgerechnet aus dieser Stadt auch ein führender Kopf des deutschen Widerstands stammte.
Elisabeth Popowski, Leiterin der Bayreuther Ballettschule, war es ein Anliegen, dass diese historische Tatsache an die polnische Jugend vermittelt wird. Am 22. Juni besuchte sie deshalb zusammen mit 12 polnischen Ballettschülerinnen und ihren BetreuerInnen die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte, wo die Gruppe von Stiftungsmitarbeiterin Silvia Herrmann eine Führung erhielt. Frau Barbara Sabarth, die Vorsitzende der Deutsch-Polnischen-Gesellschaft in Bayreuth, begleitete die Gruppe und übernahm die Übersetzung ins Polnische. Die jungen Ballettschülerinnen hielten sich anlässlich eines Austauschs der Bayreuther Ballettschule mit der Ballettschule in Stettin in Bayreuth auf, wo sie nicht nur bei mehreren Aufführungen ihr Können präsentierten, sondern auch die deutsche Kultur und Geschichte kennen lernen sollten.

Seit Montag, 2. Juli 2012 sind wir im neuen Domizil in der Herderstraße 29 eingezogen. Wir werden dort das neue Wilhelm-Leuschner-Zentrum aufbauen. Ein Dokumentations-, Archiv- und Bildungszentrum in Kooperation mit der Wilhelm-Leuschner Gedenkstätte (nur 3 Gehminuten entfernt), in dem wir ohne die bisherige beengte Situation im Geburtshaus eine qualitativ weiterentwickelte Gedenkstättenpädagogik und Forschungs- sowie Archivarbeit bewerkstelligen können. Bis dahin müssen wir die Räume in der Herderstraße gründlich renovieren und Umbauten vornehmen.
Trotzdem sind wir aber schon vor Ort und haben auch in der Bauphase geöffnet. Wer uns besuchen möchte, ist herzlich willkommen! Ebenso willkommen und dringend notwendig sind Spenden für unseren Neustart, da die diesjährigen öffentlichen Zuschüsse knapp bemessen sind und der Umbau kostet. Aber zur Vermittlung europäischer Erinnerungskultur braucht es eine gute Infrastruktur, damit wir unsere notwendige Arbeit in Zukunft wieder durchführen und unser Angebot ausbauen können.

Auch in diesem Sommersemester bot Stiftungsmitarbeiterin Silvia Herrmann wieder ein Blockseminar für Studierende des Fachbereichs Interkulturelle Germanistik an der Universität Bayreuth an. Thema des Seminars waren „Konzepte und Praxis von Kulturarbeit an deutschen Gedenkstätten“. Im theoretischen Teil erfuhren die Studierenden viel über die Entwicklung der deutschen Erinnerungskultur nach 1945, die besondere Rolle der Gedenkstätten innerhalb dieser Erinnerungskultur und die aktuelle Kulturarbeit, die an diesen Orten geleistet wird. Die derzeitigen Ansätze von Gedenkstättenpädagogik wurden ebenso beleuchtet wie die Reaktion der Zielgruppen darauf. Inwiefern unterscheiden sich die Ansprüche jugendlicher Besucher der authentischen Erinnerungsorte von denen Erwachsener? Und wie kann die moderne Gedenkstättenpädagogik auf die Anforderungen der Einwanderungsgesellschaft, z. B. durch die Umsetzung interkulturellen Geschichtslernens reagieren? Diese zentralen Fragen wurden neben zahlreichen anderen erörtert. Doch auch die Praxis kam nicht zu kurz: In diesem Jahr durften die Studierenden selbst eine Führung durch die Ausstellung der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte gestalten. Mit viel Kreativität eröffneten die Studierenden dabei neue Blickwinkel auf die Ausstellung und entdeckten selbst neue Begabungen im Bereich der Besucherführung. Wie wichtig und fruchtbar der Dialog zwischen Kultureinrichtungen und Universität ist, wurde durch diese Veranstaltung erneut deutlich und lässt eine Fortsetzung im nächsten Jahr wünschen.

„Was du nicht willst, das man dir tu, das füg’ auch keinem andern zu.“ Dem sechsjährigen Fritz Bauer (1903-1968) wurde dieser Spruch von seiner Mutter mit auf den Lebensweg gegeben. Er sollte ihn stets als Maxime beherzigen. Als Kind jüdischer Eltern erlebte Bauer schon früh Antisemitismus. Dennoch ging er konsequent seinen Weg, absolvierte das Abitur und das Studium der Rechtswissenschaft. Auf der Flucht vor den Nazis emigrierte die Familie Bauer in den 30er-Jahren zunächst nach Dänemark, später nach Schweden. 1949 kehrte Fritz Bauer in die Bundesrepublik zurück und empfahl sich rasch für das Amt des hessischen Generalstaatsanwalts. In dieser Position war er unter anderem am Prozess gegen Ernst Remer beteiligt und wirkte an der Ergreifung Adolf Eichmanns mit. Es war der sogenannte (Erste) „Auschwitz-Prozess“ von 1963 bis 1965, von Fritz Bauer initiiert und vorbereitet, welcher ihn endgültig als „Nazi-Jäger“ ins Licht der deutschen Öffentlichkeit rückte. Doch es ging ihm niemals um Rache. Stets hatte er auf ein Zeichen der Reue bei den Angeklagten gehofft, auf „ein menschliches Wort“, wie er es formulierte. In einem umfangreichen, spannenden und berührenden Dokumentarfilm mit dem Titel „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ aus dem Jahr 2010 hat die bekannte Regisseurin Ilona Ziok das Leben Fritz Bauers und seinen mysteriösen Tod aus gegenwärtiger Perspektive neu beleuchtet.
Am 4. Juni 2012 fand im Seminarraum der Wilhelm-Leuschner-Stiftung ein Gespräch mit Studierenden des Fachgebiets Interkulturelle Germanistik und ihrem Dozenten Herrn Dr. Otto über die Inhalte des Films statt. Dabei wurde vor allem die Überraschung insbesondere ausländischer Studierender deutlich, wie schwer sich die bundesrepublikanische Gesellschaft noch in den 1960er-Jahren mit der Aufarbeitung der nationalsozialistischen Vergangenheit tat: Fritz Bauer schlug aufgrund seiner Aktivitäten von vielen Seiten Feindschaft entgegen. Einmal stellte er nüchtern fest, dass er sich „außerhalb seines Dienstzimmers in feindlichem Ausland“ befinde. Auch die im Film immer wieder anklingende Frage nach der Möglichkeit individueller Verweigerung innerhalb des NS-Systems wurde von den Studierenden diskutiert. Eine eindeutige Antwort ließ sich nicht finden, wohl aber herrschte Einigkeit mit Bauer, dass Reue ein entscheidender Punkt bei der nachträglichen Beurteilung des individuellen Handelns sei. 
 

Ein Jahrzehnt der Gedenkstättenarbeit im Leuschner-Geburtshaus, wissenschaftlicher Forschung zur Biographie Wilhelm Leuschners und der Vermittlung historischen Wissens am authentischen Ort – darauf blickte die Wilhelm-Leuschner-Stiftung am 20. April 2012 bei ihrer Jubiläumsfeier im Alten Sitzungssaal im Kunstmuseum Bayreuth zurück. Rund 50 Gäste, darunter Vertreter der Stadt Bayreuth, der Bayreuther Schulen und der Universität sowie bedeutender Kultureinrichtungen der Stadt und Billd 1zahlreiche Förderinnen und Förderer der Stiftungsarbeit, waren zu der Feier erschienen.
Stiftungsratsvorsitzender Hans Otto Hemmer begrüßte die Gäste und würdigte als Erster die Leistung, die trotz aller widrigen Umstände in den vergangenen zehn Jahren von der Stiftung erbracht worden ist. Es ist vor allem dem persönlichen und finanziellen Engagement von Stiftungsgründer Wolfgang Hasibether, seiner Frau Ursula Leibinger-Hasibether und den Mitgründern Fritz und Margit Höhn zu verdanken, dass sich heute eine Gedenkstätte im Geburtshaus Wilhelm Leuschners befindet und eine dazugehörige Gedenkstättenpädagogik angeboten und intensiv nachgefragt wird. Stiftungsratsmitglied Dr. Stefan Specht, der in Vertretung des Oberbürgermeisters ein Grußwort der Stadt Bayreuth überbrachte, brachte in seiner Ansprache zum Ausdruck, dass die Stadt Bayreuth als Trägerin der Gedenkstätte noch wesentlich mehr tun könne, um die Arbeit der Stiftung angemessen zu unterstützen. Auch Wolfgang Hasibether thematisierte in seiner Rückschau auf das vergangene Jahrzehnt die oftmals schwierige Kooperation mit Teilen der Stadtverwaltung. Dabei sei die Unterstützung durch die Stadt gerade jetzt, angesichts des drohenden Auszugs der Stiftung aus dem Geburtshaus, notwendiger denn je. Doch ging es in seiner Ansprache natürlich auch um die positiven Erfahrungen, auf die er nach einem Jahrzehnt an der Spitze der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zurückblicken kann. Mithilfe eines festen Unterstützerkreises und engagierter Mitarbeiter konnte die Gedenkstättenpädagogik der Stiftung kontinuierlich ausgebaut werden. Zudem wurden im Lauf der Jahre zahlreiche internationale Kontakte in die Bayreuther Partnerstädte und darüber hinaus geknüpft.
Die Festrede  hielt schließlich Barbara Distel, die langjährige Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau. In ihrer ergreifenden Ansprache stellte sie die Bedeutsamkeit von Gedenkeinrichtungen an den Orten der historischen Ereignisse klar heraus. Diese Einrichtungen und ein begleitendes pädagogisches Angebot seien unabdingbar, um der inzwischen vierten Generation die grausamen Konsequenzen des Nationalsozialismus und ihre Bedeutung für die Gegenwart zu vermitteln. Angesichts dessen, dass fünf der Morde der rechten Gruppierung Nationalsozialistischer Untergrund in Bayern verübt worden waren, könne die Stadt Bayreuth auf ein Angebot wie das der Wilhelm-Leuschner-Stiftung nicht verzichten.
Im Anschluss an die Festrede gab es für die Gäste bei einem Buffet Gelegenheit zum Austausch und um noch einmal gemeinsam auf zehn erfolgreiche Jahre der Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zurückzublicken.

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Projektseminars in Kooperation mit dem Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium (MWG), durften Stiftungsmitarbeiterin Silvia Herrmann und StR Marcus Mühlnikel am 21. März bei einer Fortbildung für Gymnasiallehrer zum Thema „Chancen der Zusammenarbeit von Gymnasien mit Museen, Bibliotheken und Archiven bei W- und P-Seminaren“ über die gemachten Erfahrungen berichten. Bei der Fortbildung in der Alten Hofhaltung in Bamberg waren etwa 25 teilnehmende Lehrkräfte und Mitarbeiter von Museen aus ganz Oberfranken, des Stadtarchivs Marktredwitz sowie der Staatsbibliothek Bamberg anwesend. Es wurden spannende, bereits abgeschlossene Projekte, aber auch neue Möglichkeiten der Kooperation vorgestellt. Der Bericht über das Bayreuther Projekt der Stiftung zusammen mit dem MWG stieß auf großes Interesse bei den Zuhörenden. Da auch zwei Vertreter aus dem Staatsministerium für Unterricht und Kultus anwesend waren, nutzten im Anschluss an die Vorträge einige Lehrkräfte und Vertreter der Kultureinrichtungen die Gelegenheit, Kritik an dem Konzept der W- und P-Seminare, zum Beispiel hinsichtlich der Stundenzahl oder der finanziellen Ausstattung der P-Seminare, zu üben. Alle Beteiligten waren sich jedoch einig, dass der Kontakt und die Zusammenarbeit zwischen der großen Museumslandschaft Oberfrankens und den zahlreichen Gymnasien in der Region enger werden sollten. Hierzu hat die Fortbildung in Bamberg sicher einen Beitrag leisten können. Die Veranstaltung organisiert und eingeladen hatte OStR Stefan Klein von der Servicestelle des Bezirks Oberfranken für Museen.

Nach ihrer Gründung im März 2002, wurde die Wilhelm-Leuschner-Stiftung am 5. April 2002 offiziell durch die Regierung von Oberfranken anerkannt und konnte damit ihre Tätigkeit aufnehmen. Seitdem ist nun ein Jahrzehnt vergangen. Die Stiftung nimmt dies zum Anlass, am Freitag, 20. April ab 18 Uhr im Sitzungssaal des Alten Rathauses in Bayreuth ihr 10-jähriges Jubiläum zu feiern. Wolfgang Hasibether wird als Stiftungsvorstand einen Rück- und Ausblick auf das ereignisreiche vergangene Jahrzehnt und die Zukunft der Stiftung geben. Als Festrednerin wird Frau Barbara Distel, ehemalige Leiterin der KZ-Gedenkstätte Dachau und Mitglied des Stiftungsrats der Wilhelm-Leuschner-Stiftung, sprechen. Zehn Jahre Wilhelm-leuschner-Stiftung hier als PDF-Dokument.

Im Deutschen Kaiserreich ging es zum Teil wahrlich seltsam zu: Kinder mussten ihre Eltern siezen, Arbeiter mussten am Tag zehn Stunden oder sogar länger arbeiten … Dies und noch vieles mehr lernten die Kinder der vierten Klassen der Grundschule Gesees bei ihren Besuchen in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte am 29. Februar und am 2. März. Zusammen mit ihren Klassleitern Susanne Raithel und Rudolf Pensel waren die Kinder in die Gedenkstätte gekommen, um das neue Angebot „Ausflug in die Vergangenheit“, das für Kindergruppen ab der vierten Jahrgangsstufe geeignet ist, auszuprobieren. Silvia Herrmann von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung brachte den Kindern die „Kindheit im Kaiserreich“, das erste Modul des neuen Angebots, näher. Mit der Unterstützung von Susanne Raithel war das Modul im vergangenen Jahr ausgearbeitet und im Dezember 2011 erstmals mit einer sechsten Klasse getestet worden. Dass letztendlich nun eine kindgerechte, spannende und lehrreiche Einheit herausgekommen ist, zeigten die Reaktionen der Viertklässler. Diese machten begeistert mit, als es darum ging, verschiedene Familientypen im Deutschen Kaiserreich zu beschreiben und sich dann insbesondere mit der Familie Leuschner und ihrem Leben in Bayreuth um das Jahr 1900 auseinander zu setzen. Auch der Nordbayerische Kurier schaute am 29. Februar vorbei und berichtete im Kinderkurier über das neue Angebot der Stiftung. Den Artikel finden Sie hier.

Zum Abschluss unseres gemeinsamen Projekts, der Vorbereitung der 7. Bayreuther Gespräche 2011, unternahmen die 12 Teilnehmer/Innen des Projekt-Seminars ‚Geschichte’ vom Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium zusammen mit ihrem Lehrer Marcus Mühlnikel und Stiftungsmitarbeiterin Silvia Herrmann vom 10. bis zum 12. Februar eine Bildungsfahrt nach Berlin. Das Wochenende sollte noch einmal die historischen Zusammenhänge zwischen dem Werden und Vergehen der ersten deutschen P-Seminar MWG BayreuthDemokratie in den 1920er Jahren mit den Idealen des deutschen Widerstands im Nationalsozialismus und schließlich unserer heutigen parlamentarischen Demokratie bewusst werden lassen.

Unmittelbar nach der Ankunft in Berlin stand bereits der erste Programmpunkt an. Bei einer Führung über das Gelände des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde durfte die Gruppe einen Blick in gleich mehrere Räume des Magazins werfen, ein Ort, an dem Besuchern normalerweise der Zutritt nicht gestattet ist. In den besichtigten Magazinräumen lagern Bestände des Reichsjustizministeriums, und die Schüler/Innen nutzten die Gelegenheit, ein wenig in den Kartons zu „stöbern“. Zudem war extra für die Gruppe der Nachlass von Leuschners Sekretärin Käthe Kern zur Einsicht bereit gelegt worden. Nach der Besichtigung des Magazins wurden die baldigen Abiturientinnen und Abiturienten bei einem Vortrag im Lesesaal des Bundesarchivs noch ausführlich über das Berufsbild „Archivar“ informiert. Der zweite Tag der Bildungsfahrt begann mit der Besichtigung des Deutschen Bundestags. Zunächst wurden der Gruppe bei einem Vortrag auf einer Besuchertribüne im Plenarsaal die bewegte Geschichte des Gebäudes und die Abläufe bei heutigen Bundestagssitzungen vorgestellt. Im Anschluss daran fand ein Rundgang bis hinauf unter die Kuppel des Reichstagsgebäudes statt. Der Nachmittag stand dann im Zeichen des Widerstands. Bei einem Workshop in der Gedenkstätte Deutscher Widerstand wurde die Gruppe näher mit dem Kreisauer Kreis vertraut gemacht, der bürgerlich-zivilen Widerstandsgruppe um Helmuth James Graf von Moltke. Beim Studium von Dokumenten unterschiedlicher Mitglieder des Kreises gewannen die Schüler/Innen einen Einblick in die Ideen, welche die Widerständler, zum Beispiel hinsichtlich einer neuen Wirtschaftsordnung, für ein Deutschland nach Hitler formuliert hatten. Aufgrund der begrenzten Zeit konnte im Anschluss an den Workshop leider nur noch eine kurze Führung durch die Ausstellung der Gedenkstätte erfolgen, wobei sich die Schüler/Innen insbesondere für das Schicksal Georg Elsers interessierten, der am 8. November 1939 als Einzeltäter ein Attentat auf Adolf Hitler verübt hatte. Den Abschluss der Fahrt bildete am Sonntag ein Besuch im Deutschen Historischen Museum. Schwerpunkt der dortigen Führung war die Entstehung, die Blütezeit und der Niedergang der Weimarer Republik. In diesem Ausstellungsbereich führen Exponate, wie etwa schillernde Abendgarderobe, die Lebenslust der „Goldenen Zwanziger“ in Deutschland vor Augen. Daneben werden jedoch, insbesondere durch eine Reihe von Wahlplakaten aus den 1920er Jahren, die politischen Turbulenzen und die ständige Bedrohung, welche die erste deutsche Demokratie erlebte, deutlich herausgestellt.

Die Bildungsfahrt nach Berlin war der Schlussstein unserer eineinhalbjährigen Arbeit mit der Projekt-Gruppe des Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasiums. Wir wünschen den Schüler/Innen gutes Gelingen für ihre Abiturprüfungen und alles Gute für ihren weiteren Lebensweg!

Im letzten Quartal des Jahres 2011 konnte die Wilhelm-Leuschner-Stiftung mehrere Veranstaltungen mithilfe von Projektmitteln aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ finanzieren. Die Stadt Bayreuth hatte im Verbund mit den Gemeinden Warmensteinach und Speichersdorf im Jahr 2011 den Zuschlag für Fördergeld aus dem Bundesprogramm erhalten und mit diesen Mitteln 12 Projektangebote aus den drei Gemeinden gefördert. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung beteiligte sich mit einer Reihe von Veranstaltungen für Schulklassen und Multiplikatoren, die der direkten Demokratie- und Toleranzerziehung junger Menschen sowie der Vorbereitung von Unterrichtsmaterialien zu diesem Themenfeld dienen sollten. Eine genaue Beschreibung der Veranstaltungen der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Rahmen des Bundesprogramms im Jahr 2011 finden Sie hier als pdf.

Wilhelm-Leuschner-Stiftung übernimmt externe Koordinierung des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“

Ab dem Jahr 2012 übernimmt die Wilhelm-Leuschner-Stiftung die Aufgaben der externen Koordinierung des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“ in Bayreuth. Ziel des Bundesprogramms ist die Prävention von Rechtsextremismus und die Stärkung demokratischer Strukturen sowie die Förderung von auf interkulturelle Verständigung ausgerichteten Initiativen auf lokaler Ebene. Hierzu stellt der Bund finanzielle Mittel zur Förderung lokaler Projekte mit diesen Zielsetzungen bereit. Die Zuständigkeit für die Mittel aus dem Bundesprogramm liegt in Bayreuth beim Amt für Integration. Wie auch in anderen Städten, die in das Bundesprogramm aufgenommen wurden, wird auch in Bayreuth zudem eine externe Koordinierungsstelle benannt. Diese soll die Projektträger, welchen für das Jahr 2012 Mittel bewilligt werden, untereinander vernetzen und sie dabei unterstützen, die Projekte passgenau für das Profil des Bundesprogramms zuzuschneiden. Aufgrund der inzwischen über 10-jährigen Erfahrung der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Bereich der Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus wurde der Stiftung nun für das Jahr 2012 diese externe Koordinierung übertragen. 

Zu Beginn des Jahres 2012 gab es internationalen Besuch in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte. Am 31. Januar besuchte eine Gruppe von Doktoranden, die an der Bayreuth International Graduate School of African Studies („BIGSAS“) an ihren Promotionsprojekten arbeiten, die Gedenkstätte und erhielt eine englischsprachige Führung durch die Wilhelm-Leuschner-Stiftung. Die Doktoranden, die aus verschiedenen afrikanischen Ländern und aus Deutschland stammen, hatten zum großen Teil noch keine Kenntnisse über den deutschen Widerstand, sie waren jedoch informiert darüber, dass Bayreuth ein bevorzugter Aufenthaltsort Adolf Hitlers war. Im Rahmen der Führung erfuhren sie nun, dass es in Deutschland auch vielfältigen Widerstand gegen das NS-Regime gegeben hatte, in dem die Arbeiterbewegung und Wilhelm Leuschner eine Schlüsselposition einnahmen. Die Gruppe war besonders beeindruckt von dem Lebensweg Wilhelm Leuschners, der ihn aus einfachen Verhältnissen ohne Bildungschancen bis ins Amt des hessischen Innenministers führte und, wäre das Attentat vom 20. Juli 1944 geglückt, noch ins Amt des deutschen Vizekanzlers geführt hätte. Ihr Bild von Bayreuth in der NS-Zeit war nun um einen positiven Aspekt ergänzt worden. Der Kontakt zwischen der BIGSAS und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung besteht bereits seit dem Jahr 2011 und soll in diesem Jahr noch durch weitere Veranstaltungen intensiviert werden.

Liebe Freunde und Unterstützer der Wilhelm-Leuschner-Stiftung, liebe Lehrer und Besucher unserer Veranstaltungen,

wir bedanken uns für Ihre/Eure Unterstützung in diesem arbeitsintensiven Jahr 2011.

Durch Ihr/Euer Interesse an unserer Arbeit kamen in diesem Jahr zahlreiche Projekttage mit Schulklassen, Führungen durch die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte und Bildungsveranstaltungen zustande. Jeder einzelne Projekttag und jede Veranstaltung, all die positiven Reaktionen und nicht zuletzt die zahlreichen Neueintritte in den Förderverein Leuschner-Haus haben uns gezeigt, was unsere Arbeit für mehr Demokratie und Toleranz in unserer Gesellschaft tatsächlich wert ist, auch wenn uns die finanzielle Entlohnung dafür bisher zum großen Teil versagt wird. Schon allein deshalb werden wir unsere Arbeit auch im kommenden Jahr 2012 unbeirrt fortsetzen, in der Hoffnung, doch noch hier im Leuschner-Geburtshaus bleiben zu können.

Ende Januar 2012 wird auf dieser Seite der Geschäftsbericht für das Jahr 2011 unter „Geschäftsberichte“ zu finden sein.

Wir wünschen Ihnen/Euch ein frohes Weihnachtsfest und einen guten Start in das Jahr 2012!
Wolfgang Hasibether, Silvia Herrmann und Christian Bölke

Nach fast einem Jahr intensiver Vorarbeit war es nun am 15. Dezember soweit: Die erste Kindergruppe wurde von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte begrüßt. Eine sechste Klasse des Gymnasiums Christian-Ernestinum machte den ersten „Ausflug in die Vergangenheit“, genauer gesagt in die Kindheit Wilhelm Leuschners in Bayreuth um das Jahr 1900.
Wie lebten Familien um die vorletzte Jahrhundertwende? Und wie insbesondere die Familie Leuschner als typische Bayreuther Arbeiterfamilie? Nach einer Erkundung der Räume der Gedenkstätte erfuhren die Kinder zunächst Genaueres über die Lebensumstände von Familien aus den verschiedenen Klassen der damaligen Gesellschaft. In Gruppen wurde erarbeitet, welche Familienmitglieder arbeiteten, was typische Berufe waren und welche Wohnformen es im Kaiserreich gab. Mit diesem Vorwissen durften die Kinder im Anschluss anhand von Bildern und Gegenständen aus dem Archiv der Wilhelm-Leuschner-Stiftung die Kindheit Wilhelm Leuschners erforschen. Dabei entdeckten die Kinder überraschende Details der Lokalgeschichte und der Lebensumstände in Bayreuth um das Jahr 1900. Wilhelm Leuschner, von dem die Kinder bereits wussten, dass er „gegen Hitler war“, wurde nun zu einer greifbaren Person, die eng mit der Geschichte ihrer Heimatstadt verbunden ist. 
Der erfolgreiche Pilotprojekttag hat gezeigt, dass die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte auch als Lernort für Kinder geeignet ist. Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung arbeitet bereits am Ausbau des Angebots für Kindergruppen, das neben der Kindheit im Kaiserreich in Zukunft auch weitere Lebensabschnitte Wilhelm Leuschners umfassen soll.

Offener Brief zum Artikel „Gedenkstätte bleibt im Leuschner-Haus“, NBK vom 14.12.2011

Sehr geehrter Herr Dr. Hohl,

auf den ersten Blick klingt es wie eine Freudenbotschaft kurz vor Weihnachten: die Gedenkstätte bleibt im Leuschner-Haus, weil die Stadt das Mietverhältnis bis Ende 2016 bzw. 2021 gesichert habe. Sie werden mit den Worten zitiert, die Stadt sei sich der herausragenden Bedeutung Leuschners bewusst. Der neue Mietvertrag gewährleiste, dass auch weiterhin in seinem Geburtshaus der politischen Lebensleistung gedacht werden könne.

Leider ist damit wenig bis nichts gewonnen.

Gedenken bedeutet an jemand denken, um ihm/ihr begegnen zu können. Welche Möglichkeiten bietet die Gedenkstätte, um Wilhelm Leuschner und seiner Lebensleistung begegnen zu können?

Sie ist der unverzichtbare historische Ort seiner Bayreuther Kindheit und Jugend. Darüber hinaus kann man sich in vier Ausstellungsräumen mit einem biographischen Dokumentarfilm und Dokumenten aus dem Leben Wilhelm Leuschners auseinandersetzen, die aus dem Besitz der Wilhelm-Leuschner-Stiftung zur Verfügung gestellt wurden.

Diese Ausstellung wurde maßgeblich von der Wilhelm-Leuschner-Stiftung konzipiert und eingerichtet und nicht von der Stadt Bayreuth im Alleingang.

Im Jahr 2011 setzten sich über 3000, meist junge Menschen mit der Beispiel gebenden und Mut machenden Biographie Wilhelm Leuschners im Rahmen von über 120 pädagogischen Veranstaltungen der Stiftung auseinander. Maßgeschneiderte Angebote gibt es für alle Bildungseinrichtungen – von der Grundschule bis zur Universität. Führungen finden statt in mehreren Sprachen bis hin zur Gebärdensprache. Interessierte „Laufkundschaft“, die sich außerhalb solcher Veranstaltungen für Leuschner interessiert, gibt es vergleichsweise wenig. Lehrer, Leiter von Jugendgruppen und Teilnehmer der angebotenen Seminare und Zeitzeugengespräche äußern sich ausnahmslos positiv zum pädagogisch-didaktischen Angebot.

Grundlage jeder verantworteten pädagogischen Arbeit ist die wissenschaftliche Erforschung der Biographie Wilhelm Leuschners und die darauf fußende Entwicklung der didaktischen Konzepte. Auch diese Grundlagenarbeit erbringt und kann nur die Wilhelm-Leuschner-Stiftung erbringen.
Zeitzeugengespräche mit Überlebenden der nationalsozialistischen Massenvernichtung werden von der Stiftung nicht nur organisiert, sondern auch dokumentiert.

Ein jährliches Highlight gerade für die Städtepartnerschaften Bayreuths, stellen die von der Stiftung veranstalteten „Bayreuther Gespräche“ zur europäischen Erinnerungskultur dar. Mit ihren im Rahmen dieser Arbeit entstandenen Kontakten findet die Person Leuschners und gleichzeitig auch die sonst in düsterem historischem Kontext wahrgenommene Stadt Bayreuth international positive Beachtung.

Kurz zusammen gefasst: Gedenken, Begegnung und Lernprozess historischer und demokratischer Erziehungsarbeit sowie das hohe Niveau des Angebots im Rahmen der Gedenkstätte werden einzig und allein durch die seit zehn Jahren kontinuierliche Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung garantiert.

Dieses unverzichtbare Bayreuther Angebot für den Erhalt der demokratischen Zivilgesellschaft ist existentiell dramatisch bedroht. Man bedenke, dass die Räume der Gedenkstätte ohne die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im besten Fall den Wert einer kaum beachteten Gedenktafel besitzen. Für dieses reiche pädagogische Angebot zahlt die Stadt Bayreuth jährlich einen Zuschuss von bisher maximal 4500 Euro. Die Stiftung wird gleichgesetzt mit anderen kulturellen und gesellschaftlichen Initiativen, die jedoch zum großen Teil im Gegensatz zur Stiftung über eine Grundfinanzierung verfügen.

Somit ist die vermeintliche Frohbotschaft von der Verlängerung des – völlig überteuerten – Mietvertrags mit einem privaten Vermieter in Wirklichkeit leider keine. Der – ebenfalls völlig überteuerte – Mietvertrag für die Räume der Wilhelm-Leuschner-Stiftung läuft dessen ungeachtet zum 30.06.2012 aus.

Das bedeutet nicht nur eine massive Gefährdung des Leuschner-Archivs, sondern wohl auch das endgültige Aus für die pädagogische Arbeit der Leuschner-Stiftung in der Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.

Sehr geehrter Herr Dr. Hohl, Sie blieben uns bis jetzt eine Antwort schuldig, was die Stadt zur Erhaltung einer lokal, national und international anerkannten Gedenkstättenarbeit, die diesen Namen auch verdient, zu tun gedenkt.

Die Vorsitzenden des Fördervereins Leuschner-Haus

Peter Weintritt und Janna Münch

Anlässlich ihres offiziellen Besuchs der Stadt Bayreuth vom 1. bis zum 4. Dezember 2011, besuchte am Samstagabend eine Delegation der Bayreuther Partnerstadt La Spezia die Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte.Delegation aus Italien
Der Besuch diente zur Vertiefung und zum Ausbau der bereits bestehenden Kontakte nach La Spezia, welche die Wilhelm-Leuschner-Stiftung seit dem Jahr 2010 pflegt. Neben dem Referenten für Tourismus der Stadt La Spezia, Herr Salvatore Avena, waren auch Frau Chiara Cozzani, die Präsidentin der Deutsch-Italienischen-Gesellschaft in La Spezia, und Fabrizio Dellepiane, Rechtsdirektor der Stadt La Spezia, Teil der Delegation. Frau Cozzani und Herr Dellepiane standen unserer Multiplikatorengruppe bei ihrem Besuch in La Spezia im vergangenen August mit Rat und Tat zur Seite, und Herr Dellepiane war auch Gast bei den 7. Bayreuther Gesprächen Ende September diesen Jahres. Ebenfalls Teil der Delegation war Frau Silvia Segalla Taruffi, die Lehrerin an der Schule „Fossati Da Passano“ in La Spezia ist. Frau Segalla Taruffi plant im kommenden Jahr mit einer Schulklasse Bayreuth zu besuchen und möchte dabei auch gerne das pädagogische Angebot der Stiftung für ihre Klasse nutzen. Nach der Führung der Delegation durch die Gedenkstätte konnten somit auch Vereinbarungen für die Zusammenarbeit zwischen Einrichtungen der Stadt La Spezia und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Jahr 2012 getroffen werden. So ist auch ein Beitrag des Forschungszentrums zum italienischen Widerstand, dem in La Spezia ansässigen „Istituto spezzino per la storia della Resistenza e dell’Età Contemporanea“, zu den 8. Bayreuther Gesprächen im Jahr 2012 geplant.
Zum Abschluss trug sich die Delegation in das Besucherbuch der Gedenkstätte ein, wobei Fabrizio Dellepiane erneut die Arbeit der Wilhelm-Leuschner-Stiftung würdigte und zusammen mit Salvatore Avena im Namen der gesamten Delegation ein Geschenk an Wolfgang Hasibether überreichte.

Am 28. November nahm sich die Wilhelm-Leuschner-Stiftung den 70. Jahrestag der ersten Deportation der jüdischen Bayreuther (27.11.1941) zum Anlass, Schülerinnen und Schüler der Albert-Schweitzer-Schule über die damaligen Ereignisse in ihrer Heimatstadt aufzuklären. Dies geschah im Rahmen eines Zeitzeugengesprächs im Informatikraum der Schule, bei dem gleich zwei Zeitzeugen zugegen waren.
Frau Hanneliese Wandersmann aus Bayreuth und Herr Ernst Grube aus München gaben den Jugendlichen einen Einblick in ihre Erlebnisse als Juden im nationalsozialistischen Deutschland. Frau Wandersmann (*1928) berichtete, dass sie als Kind Zeitzeugengesprächjüdischer Eltern an jenem 27. November 1941 zusammen mit ihrer Familie von Bayreuth nach Riga deportiert worden war und was sie im Rigaer Ghetto und in verschiedenen Lagern erleiden musste. Herr Grube (*1932) erzählte den Jugendlichen von seiner Kindheit als Kind einer jüdischen Mutter und eines nichtjüdischen Vaters in München. Nur die Tatsache, dass der Vater sich nicht zu einer Scheidung zwingen ließ, bewahrte die Familie bis Februar 1945 vor der Deportation. Doch dann wurden auch Ernst Grube, seine Mutter und weitere Familienmitglieder in das Lager Theresienstadt verschleppt. Vom Hunger in den Lagern, der Kälte und der ständigen Todesangst berichteten die beiden Zeitzeugen. Zugleich riefen sie ihr junges Publikum dazu auf, selbst wachsam gegen Ausgrenzung in ihrem Umfeld zu sein und sich gegen rechtes Gedankengut zu wehren und offen auszusprechen. Die Schülerinnen und Schüler zeigten sich sichtlich beeindruckt von den Erlebnissen der beiden Zeitzeugen und stellten zahlreiche Fragen.
Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung hat das Gespräch mit den beiden Zeitzeugen aufgezeichnet. Ermöglicht wurde diese Aufzeichnung und die Durchführung des Gesprächs durch die Förderung aus dem Bundesprogramm „Toleranz fördern und Kompetenz stärken“.

Im Oktober 1941 begannen die Nationalsozialisten mit der Massendeportation jüdischer Mitbürger aus Deutschland. Am 27. November 1941 wurden auch 60 Einwohner Bayreuths aufgrund ihres jüdischen Glaubens aus ihrer Heimatstadt verschleppt und in Lager nach Osteuropa gebracht. Elf weitere Menschen aus Bayreuth folgten ihnen aus demselben Grund am 12. Januar 1942. Nur eine Handvoll von ihnen kehrte lebend zurück.
Sieben Jahrzehnte trennen uns heute von diesen Ereignissen. Noch aber gibt es einige wenige Zeitzeugen, die davon berichten können. Gerade für junge Menschen, für die diese Zeit bereits in ferner Vergangenheit liegt, bietet die Begegnung mit diesen Zeitzeugen die einzigartige Chance, eine lebendige Verbindung zum Schicksal der jüdischen Mitbürger in Deutschland zwischen 1933 und 1945 herzustellen.
Die Wilhelm-Leuschner-Stiftung nimmt deshalb den Jahrestag der ersten Deportation der Bayreuther Juden zum Anlass, Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu geben, vom Schicksal der jüdischen Mitbürger aus ihrer Stadt zu erfahren. Als Einstieg wird der Bericht von Hanneliese Wandersmann, der letzten Holocaustüberlebenden aus Bayreuth, als Video gezeigt werden. Frau Wandersmann wird bei dieser Vorführung zugegen sein. Im Anschluss daran wird Ernst Grube, der als Kind von München nach Theresienstadt verschleppt wurde und das Lager überlebte, über seine persönliche Erfahrung der Ausgrenzung als jüdisches Kind und schließlich der Deportation berichten. Danach besteht für die Jugendlichen Gelegenheit, selbst Fragen an ihn und Frau Wandersmann zu richten.
Die Veranstaltung findet am Montag, 28.11.2011, ab 14 Uhr im Informatikraum der Albert-Schweitzer-Schule statt. Kooperationspartner ist Arbeit und Leben Bayern.

Fast untergegangen ist die Bedeutung führender Gewerkschafter im Widerstand gegen die Nazidiktatur. Eine bedeutende Rolle zusammen mit Graf Stauffenberg und Carl Gördeler spielte Wilhelm Leuschner. In Bayreuth geboren und aufgewachsen, Bild: hfzengagierte er sich bereits in der Zeit des Ersten Weltkriegs beim Aufbau gewerkschaftlicher Organisationen, die Schaffung von Tarifverträgen aber auch für die politische Einflussnahme auf die Gestaltung der Weimarer Republik. Verdi-Senioren aus Weiden begaben sich nun in der dortigen Wilhelm-Leuschner-Gedenkstätte auf Spurensuche. Nach Übersiedlung nach Darmstadt war Leuschner bald hessischer Innenminister geworden. In seinen vielfältigen gewerkschaftlichen und politischen Funktionen bekämpfte er führend von Anfang an die Nazis. Sein Kampf führte ihn von 1933 bis 1944 häufig in die Gefängnisse und Konzentrationslager. Als führende Persönlichkeit beim Attentat gegen Hitler wurde er schließlich in Berlin hingerichtet. Überrascht waren die Verdi-Senioren angesichts der weitreichenden Vorstellungen über die Zeit nach Hitler: Leuschner war als Vizekanzler vorgesehen. Den Gewerkschaften sollte vor allen Dingen die Verantwortung über die Sozialversicherung, ähnlich wie in den skandinavischen Ländern, übertragen werden. Die Senioren wurden bei einer Führung durch die Gedenkstätte, sowie im Seminarraum der Stiftung von Wolfgang Hasibether über die besondere Bedeutung Wilhelm Leuschners als Widerstandskämpfer im sogenannten "Dritten Reich" informiert.

Am 10. November 2011 fand im Schwenksaal eine besondere Kulturveranstaltung statt. Das DGB Bildungswerk Bayern, der Förderverein Leuschner-Haus und Arbeit und Leben Bayern hatten zum Liederabend „Leuschners Welt“ eingeladen. HeVeranstaltung Liederabend im Schwenksaalrbert Schmid und Peter Heidler präsentierten Lieder aus 5 Jahrhunderten der europäischen Arbeiterbewegung. Dies waren die Melodien und Texte, die Wilhelm Leuschner in seiner Jugend in der Bayreuther Arbeiterbewegung maßgeblich für sein späteres Leben prägten. Von „Auf der Landpartie“ bis zum „Lied der Moorsoldaten“, welches Leuschner im KZ Börgermoor beim Arbeitseinsatz singen musste, wurden fröhliche aber auch nachdenkliche Stücke vorgetragen, die von Erfahrungen der Unterdrückung und auf dem Schlachtfeld, aber auch des Zusammenhalts und der gemeinsamen Revolution erzählen. Wolfgang Hasibether umrahmte die Stücke mit Informationen zum Leben Wilhelm Leuschners. Das Publikum konnte sich von der Aktualität vieler Texte überzeugen und nutzte die Gelegenheit zum Mitsingen. Wir bedanken uns bei den beiden Musikern Herbert Schmid und Peter Heidler für diesen musikalischen Einblick in das Liedgut der deutschen Arbeiterbewegung vom 15. bis zum 20. Jahrhundert.

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