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Auf Einladung der Evangelischen Jugend Bayreuth und der Wilhelm-Leuschner-Stiftung kam Alexander Laks an zwei Tagen zu Zeitzeugengesprächen im Rahmen der pädagogischen Bildungsarbeit  der Stiftung nach Bayreuth.

Alexander Henryk Laks wird 1927 in Łódź (Polen) geboren. Nach dem Tod seiner Mutter, wird er von seiner Stiefmutter und seinem Vater liebevoll erzogen. 1939 erlebt er den Überfall Polens durch die Deutsche Wehrmacht und damit den Beginn des Zweiten Weltkrieges und die immer weiter voranschreitende Diskriminierung und Verfolgung der polnischen Juden. Seine gesamte Familie verliert er in den Konzentrationslagern der Nationalsozialisten und doch kam er ohne Rache und Zorn nach Deutschland, um unter anderem an zwei Tagen Schülern aus Stadt und Landkreis Bayreuth seine Geschichte zu erzählen.

Am 27. April besuchte die Klasse 8M der Volksschule Eckersdorf im Rahmen ihrer Projektarbeit die Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Leuschner-Geburtshaus, um Alexander Laks Lebensbericht über die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten zu hören.
Fast zwei Stunden wurde es sehr still im Seminarraum, alle hörten gebannt auf die Lebensgeschichte, die so viel Leid beinhaltet. Erst werden er und seine Familie im Ghetto in Łódź, das nun von den Nazis Litzmannstadt genannt wird, eingepfercht. Um den Deportationen zu entgehen verstecken sie sich mit anderen in einem kleinen Versteck. Alexander Laks schildert mit großer Traurigkeit den Tod eines kleinen Babys, dass bei einer solchen Razzia der Nazis zu weinen begann. Damit das Baby nicht alle Versteckten verrät wird es mit Decken zugedeckt. Am Ende ist es tot.
Er erklärt damit wie wertvoll das Leben ist. Er mahnt die Schülerinnen und Schüler, dass man das Leben schätzen soll, und das jeder Mensch das Recht auf unversehrtes Leben hat.
1944 muss die Familie ihr Versteck aufgeben und muss sich bei den deutschen Besatzern melden. Sie werden nach Auschwitz verschleppt und dort wird seine Mutter in den Gaskammern umgebracht. Er bekommt bei der Selektion durch einen Mithäftling gesagt: „Sag 18.“ Erst versteht er gar nicht, was dieser damit meint. Aber auf die Frage des SS-Manns, wie alt er ist, antwortet er 18 und entgeht somit dem sicheren Tod. Sein Vater und er erleben die Entmenschlichung im Lager. Sie werden ihrer Kleider beraubt und kahl geschoren, so dass sie sich am Anfang gar nicht wieder erkennen. Sie werden erniedrigt und sind nur noch eine Nummer, kein Gefangener hat mehr einen Namen. Beide werden nach kurzem Aufenthalt von der SS wie Sklaven an das Konzentrationslager Groß Rosen verkauft.
Als die russische Armee immer weiter nach Westen vorstößt, werden sie auf einen Todesmarsch geschickt. Beide kommen nach Flossenbürg, wo sein Vater brutal erschlagen wird. Alexander kommt gerade noch dazu als der Vater stirbt. Er muss mit ansehen wie sein Vater auf einem Scheiterhaufen verbrannt wird, da das Krematorium die vielen Leichen nicht mehr aufnehmen kann.
Es folgt ein weiterer Todesmarsch in Richtung Bodensee. In Süddeutschland wird er von den Franzosen befreit. Mit 17 Jahren und 28 Kilogramm Gewicht hat Alexander Laks alles was ihm einmal lieb und teuer war verloren. Seine ganze Familie fiel dem verbrecherischen Regime der Nazis zum Opfer. Er ist der einzige Überlebend seiner Familie. Es folgen Aufenthalte in verschiedenen Displaced-Persons-Lagern bevor er nach Amerika ausreist. Er kann Kontakt zu seiner Tante in Rio de Janeiro aufbauen und nach einem Urlaub in Brasilien bleibt er im Land und baut sich da sein neues Leben auf.

Eigentlich hatte er nie wieder Polen und Deutschland betreten wollen. Aufgrund seines Versprechens an seinen Vater von diesem Grauen immer zu erzählen, besucht er nach rund 60 Jahren das erste Mal Deutschland und kommt nun regelmäßig zurück, um seine Lebensgeschichte zu erzählen, an die er 24 Stunden am Tag denken muss. Immer wieder betont er, dass er keinen Hass empfindet oder Zorn, aber die Schülerinnen und Schüler eine Aufgabe haben. Die Aufgabe dafür zu sorgen, dass sich so etwas nie wieder wiederholen kann.
Am 28. April nach der Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden der Wilhelm-Leuschner-Stiftung im Alten Rathaussaal und dem Grußwort durch die Vertreterin der Stadt Bayreuth, Frau Stadträtin Merk-Erbe, erzählt Alexander Laks den drei achten Klassen der Albert-Schweitzer-Schule und der Altstadtschule Bayreuth seine Lebensgeschichte. Er schließt mit den Worten, dass er sich freut, dass Deutschland nun ein demokratisches, friedliches Land ist und erinnert die 60 anwesenden Schülerinnen und Schüler daran, dass auch sie eine Aufgabe haben. Die Verteidigung der demokratischen Werte unseres Landes.

Auch am zweiten Tag berührte seine Geschichte uns tief im Herzen und die Hochachtung und die Dankbarkeit, die wir für diesen Mann empfinden, kann man im Grunde nicht in Worte fassen. Wir sind voller Hochachtung, dass er sich als  alter Mann solchen Reisestrapazen aussetzt, um von Rio de Janeiro nach Deutschland zu kommen, um uns seine, ihn tief berührende, Geschichte zu erzählen. Wir sind dankbar dafür, dass er uns ohne Hass daran teilhaben lässt und uns zeigt, wie wichtig es ist in einem freien Land zu leben und dafür zu sorgen das Vergangene nie zu Vergessen. Die Wärme und Herzlichkeit, die von Alexander Laks ausgeht, hat uns tief berührt.

Die Mitarbeiter der Wilhelm-Leuschner-Stiftung hoffen, dass wir ihn auch nächstes Jahr wieder in unserer Gedenkstättenarbeit begrüßen können und wünschen ihm vor allem Gesundheit. Sein Wirken ist von unschätzbarem Wert für die nachgeborenen Generationen.


         
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